Oregon-Amoklauf: "Wir stumpfen ab"

Trauer nach Blutbad
Trauer nach BlutbadREUTERS
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Ein Bewaffneter hat auf einem College mindestens zehn Menschen getötet. US-Präsident Obama fordert erneut schärfere Waffengesetze in den USA.

Es dürften religiöse Motive gewesen sein, die den 26-jährigen Schützen zu dem Blutbad im US-Staat Oregon bewegt haben. Bei dem Amoklauf im Umpqua Community College im ländlichen Ort Roseburg hat der junge Mann mindestens zehn Menschen getötet und sieben weitere verletzt. Nach Angaben der Polizei wurde der Schütze nach der Bluttat am Donnerstag von Beamten erschossen. Die Polizei identfizierte den Amokläufer als Chris Harper Mercer. Er habe in der Nähe des Campus gewohnt und beschrieb sich selbst als schüchtern, erzählen Nachbarn.

Laut CNN sei Harper Mercer gezielt auf der Jagd nach Christen gewesen. Das habe der Vater einer Verwundeten dem Sender gesagt. Der Schütze habe die Studenten zuerst aufgefordert aufzustehen, wenn sie Christen seien. "Gut, weil du ein Christ bist, wirst du in wenigen Sekunden zu Gott kommen", erzählte der Mann. „Es scheint, als sei er ein zorniger junger Mann gewesen, der voller Hass war“, sagte ein Ermittler der „New York Times“.

Offen bleibt vorerst, ob der Schütze selbst an der Hochschule studierte. Die Behörden prüften Einträge in sozialen Netzwerken, mit denen er die Tat womöglich ankündigte. Mehreren Berichten zufolge wurden am Tatort vier Waffen und ein Handy mit Nachrichten gefunden, die sich offenbar auf den Amoklauf bezogen.

Polizisten stürmen das Gebäude.
Polizisten stürmen das Gebäude.AFP

Berichte über Opferzahl widersprüchlich

Bezirks-Sheriff John Hanlin sprach nach der Bluttat von zehn bestätigten Todesopfern und sieben Verletzten, einige wurden demnach schwer verwundet. Er wisse, dass es "widersprüchliche Berichte" zu den Opferzahlen gebe, sagte der Bezirks-Sheriff. Die Zahl der zehn Toten sei die "genaueste Information, die wir derzeit haben". Die Identität der Opfer werde aber noch nicht bekannt gegeben.

Die Studentin Cassandra Welding schilderte in US-Medien, wie sie den Amoklauf in einem Nebenraum erlebte. Eine Kommilitonin sei aus dem Zimmer gelaufen, um zu sehen was los war, und direkt erschossen worden. "Dann haben wir die Türen verriegelt und das Licht gelöscht, wir waren alle so in Panik", sagte sie dem Sender CNN. "Wir haben den Notruf gewählt und unsere Eltern angerufen und ihnen gesagt, dass wir sie lieben."

Die Polizei wurde am Donnerstag gegen 10.30 Uhr (Ortszeit) in das Umpqua Community College (UCC) in dem ländlichen Ort Roseburg gerufen. Nach Angaben von Augenzeugen eröffnete Harper in einem Klassenraum das Feuer, zog weiter durch das Gebäude und erschoss dort gezielt seine Opfer. Die Polizei konnte den Schützen nach ihrer Ankunft lokalisieren und lieferte sich eine Schießerei mit ihm, bei der er getötet wurde.

Kerzen für die Opfer.
Kerzen für die Opfer.REUTERS

Obama zeigt sich bestürzt

Verärgert und betrübt zugleich äußerte sich US-Präsident Barack Obama zu der Bluttat. Er beklagte, dass solche Schießereien mittlerweile "zu einer Art Routine" geworden seien und forderte erneut schärfere Waffengesetze in den USA. "Wir stumpfen ab", warnte er angesichts der Häufigkeit solcher Tragödien. "Wir können durchaus etwas dagegen tun, aber dafür müssen wir unsere Gesetze ändern", fuhr er fort. Er könne das freilich nicht im Alleingang durchsetzen. Er "brauche einen Kongress", der zur Zusammenarbeit bereit sei.

"Gebete sind nicht genug", sagte der US-Präsident. Es dürfe nicht sein, dass jemand, der anderen Menschen schaden wolle, in dem Land "so leicht" an Waffen gerate. In der Vergangenheit war Obama immer wieder am Widerstand der Republikaner mit Initiativen für ein schärferes Waffenrecht gescheitert.

Hochschulen "anfällig für solche Ereignisse"

Am Umpqua Community College sind mehr als 3.000 Vollzeit- und 16.000 Teilzeit-Studenten eingeschrieben. Die Kleinstadt mit rund 22.000 Einwohnern liegt etwa drei Autostunden südlich der Metropole Portland. Bis Montag sollte das College geschlossen bleiben, alle studentischen Aktivitäten für das Wochenende wurden gestrichen.

In den USA hat es in den vergangenen Jahren häufiger Schießereien an Schulen und öffentlichen Einrichtungen gegeben. Bei dem bisher blutigsten Amoklauf an einer US-Hochschule starben im Jahr 2007 an der Virginia Tech in Blacksburg mindestens 33 Menschen, darunter der Täter. Nach dem Amoklauf an der Sandy-Hook-Grundschule im Jahr 2012 mit 20 Toten wurden an zahlreichen Schulen und Hochschulen die Sicherheitsvorkehrungen verschärft.

Colleges und Universitäten seien wegen ihrer offenen Anlagen "anfällig für solche Ereignisse", teilte der Verband American Association of Community Colleges mit. Die Organisation Everytown, die sich für eine Reform der laxen US-Waffengesetze stark macht, sprach von einer "Tragödie". Oregons Gouverneurin Kate Brown ordnete an, die Flaggen an allen öffentlichen Gebäuden am Freitag auf Halbmast zu setzen.

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(APA/AFP/dpa/Reuters)

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