Alte Gewölbe, neue Glasfronten und gute Kompromisse

Wohnen in historischem Ambiente: Der Benediktinerhof in Gumpoldskirchen.
Wohnen in historischem Ambiente: Der Benediktinerhof in Gumpoldskirchen.(c) Cuubuus real
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Wohnen in den Weinbergen. Objekte zum Wachküssen und für Freunde der Moderne.

Wie viel Moderne verträgt das Idyll, wie viele Abstriche der Wunsch nach modernem Komfort? Laubengänge, Spitzgewölbe und Gewölbekeller – diese Insignien gehören zur Idee des Wohnens in den Weinbergen wie der Traum vom Ausblick in Hügellandschaft. Bei der Einrichtung des persönlichen Wohnbereichs soll es dann aber gern deutlich moderner, heller und trockener zugehen als das in manch historischem Gebäude der Fall ist. Ein Streifzug durch die Weinberge und ihre besonderen Immobilien der Moderne, mit Geschichte und gelungenen Kompromissen.

Unter dem Motto „Das beste aus zwei Welten“ wollen derzeit die Cuubus Architekten und Entwickler in Gumpoldskirchen beide Ansprüche unter einen Hut bringen. In der vergangenen Woche wurde hier mit dem Um- und Ausbau des Benediktinerhofs begonnen, der bis Ende 2016 abgeschlossen sein soll. Bis dahin entstehen in einem modernen Zubau 33 Wohneinheiten und im historischen Gebäude, dessen erste Erwähnungen bis ins 13. Jahrhundert zurückgehen, 14 Wohnungen. Seit 1423 gibt es Aufzeichnungen über die Anlage, der Innenhof mit den Arkadengängen stammt aus dem 16. Jahrhundert, der Torbogen mit lateinischen Bibelzitaten aus dem Jahr 1612. Im 19. Jahrhundert ging das Gebäude dann in den Besitz des bayrischen Benediktinerklosters Weihenstephan und später in den des deutschen Komponisten Johann Jakob Hecke über. Im 20. Jahrhundert gehörte es mit Franz Mairecker, einem Konzertmeister der Wiener Philharmoniker, ehe es in der jüngeren Vergangenheit von der Winzerfamilie Aigner unter anderem als Hotel und Eventlocation betrieben wurde.

Historische Elemente

Die Zeugen dieser bewegten Vergangenheit sollen auch bei der Neuadaption erhalten bleiben: So werden historische Elemente wie die Arkadengänge, Gewölbedecken, Kachelöfen und Stuckaturen auch weiterhin die Altbauwohnungen schmücken; im dreigeschoßigen Neubau, der mit dem Benediktinerhof verbunden ist, sorgen große Fensterflächen, eine Niedrigenergiebauweise, offene Wohnkonzepte sowie Terrassen und Balkone für die Annehmlichkeiten der Moderne. Für diese ist eine gemeinsame Tiefgarage unter beiden Trakten geplant, die trotz der Lage des Benediktinerhofs friktionsfreie Zu- und Abfahrten ermöglichen soll. Denn dieser findet sich mitten im historischen Stadtkern von Gumpoldskirchen in direkter Nachbarschaft zu diversen Heurigen und Gaststätten und in fußläufiger Entfernung zur S-Bahn, der Neubau im hinteren Teil der Liegenschaft grenzt direkt an die Weinberge. Zu haben sind die Einheiten in Größen zwischen 50 und 120 Quadratmeter als Zwei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen, die Preise für den Quadratmeter Wohnfläche beginnen bei 4700 Euro.

Eine große Geschichte hat auch ein besonderes Objekt in der Wachau vorzuweisen. Allerdings sind hier eher die künftigen Besitzer aufgefordert, Mut und Liebe zu einer historischen Bausubstanz mitzubringen, denn das denkmalgeschützte Stiftsgebäude an der Alten Wachaustraße in Wösendorf ist zwar großteils original erhalten, gleichzeitig aber auch recht renovierungsbedürftig.

Wer sich auf diese Aufgabe einlässt, kann allerdings ein Dornröschen wachküssen. Denn das mächtige Eckhaus mit einer Fassade aus dem 14. Jahrhundert, das gesichert ein ehemaliges Stiftsgebäude war, teilweise aber auch als Kloster Wösendorf betitelt wurde, hat einiges zu bieten. So verfügt das zweigeschoßige Gebäude etwa über einen – derzeit überdachten – von alten Steinmauern und Arkaden umschlossenen Innenhof sowie einen erhöhten Laubenplatz an der Rückseite des Gebäudes. Im Inneren gelangt man vom weitläufigen Untergeschoß über eine im Original erhaltene Treppe in ein Obergeschoß mit hohen Räumen und Spitzgewölben aus dem 16. Jahrhundert, im Untergeschoß zeugen drei große Gewölbekeller von der einstigen Weinproduktion. Besonderen Charme hat das Eckzimmer, das einst als Gaststube des Gasthauses zum alten Kloster diente. Die ausbaufähige Wohnfläche des ehrwürdigen alten Hauses beträgt rund 550 Quadratmeter, der Grund beläuft sich auf 1400. Vermittelt wird das Anwesen über Gmeiner Immobilien in Krems, der Kaufpreis beträgt 640.000 Euro.

Der Charme der guten alten in Kombination mit den Annehmlichkeiten der neuen Zeit findet sich in einem Objekt, das aktuell in Kitzeck in der Südsteiermark zum Verkauf steht. Hier bietet Engel & Völkers eine rund drei Hektar große Liegenschaft mit einem Bauernhaus samt Nebengebäude und einem alten Kellerstöckl an, die äußerlich mit Holzgiebeln und -balkonen den Eindruck erwecken, als sei die Zeit stehen geblieben. Ein Anschein, der trügt, denn das 130 Quadratmeter große Haupthaus wurde generalsaniert und kann beispielsweise auf eine Boden- und Wandheizung verweisen. Was dem ursprünglichen Charakter im Inneren keinen Abbruch tut: So findet sich in der neuen Küche ein gemauerter Backofen, dessen altbäuerlicher Stil beibehalten wurde, und in der Wohnstube sorgt nach wie vor ein Holzofen für zusätzliche Atmosphäre. Das rund 100 Quadratmeter große ehemalige Kellerstöckl wird mittlerweile als Ruhebereich samt Saunalandschaft und Bibliothek genutzt. Zu haben ist die Liegenschaft für 850.000 Euro.

Klares Design, kühles Weiß

Kompromisslos modern ist dagegen die Villa in Neustift am Walde in Fußweite zu diversen Heurigen und der American School. In diesem Teil Döblings werden aktuell drei neue Villen gebaut, von denen eine über die Stadtquartier Real Estate Group vermarktet wird. In klarem Design und kühlem Weiß thront das Haus in Hanglange, über der unterirdischen Garage drei Stockwerke hoch, die mittels Privatlift miteinander verbunden sind. Große Fensterfronten und vier Terrassen und Balkone mit insgesamt 84 Quadratmetern sorgen für einen fließenden Übergang zwischen Innen und Außen, von der Wohnküche im ersten Geschoß sind zwei Terrassen und der Garten direkt betretbar.

Insgesamt hat das Haus eine Wohnfläche von 255 Quadratmetern, die sich auf sechs Zimmer und drei Bäder verteilen, der Grund beherbergt mit 411 Quadratmetern neben dem Garten auch noch einen privaten Swimmingpool. Aufgerufen sind für die Villa 3,5 Millionen Euro. (SMA)

WEINBERG-ARCHITEKTUR

Ganz oben auf der Liste luxuriöser (Zweit-)Wohnsitze in den Weinbergen stand lange Zeit der Wunsch nach verwunschenen Liegenschaften, gern mit altem Kellerstöckl oder Presshaus. Inzwischen erfreuen sich aber auch kühlere Entwürfe mit besseren Heizwerten wachsender Beliebtheit, nicht nur die Winzer entscheiden sich immer öfter für moderne Architektur. Eine verschworene Anhängerschaft haben beide Ansätze nach wie vor.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2015)

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