Steffen Hofmann: Genussmomente eines Routiniers

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Wie gegen Villarreal schoss Kapitän Steffen Hofmann Rapid auch bei Dinamo Minsk zum Sieg. „Es macht unheimlich Spaß.“ Trainer Zoran Barišić mahnt zur Bodenhaftung.

Wien. Für seine Mitspieler ist er Anführer und Stratege, für Trainer Zoran Barišić der verlängerte Arm auf dem Feld und für die Fans ist er einfach nur der Fußballgott. Für Rapid schlüpft Steffen Hofmann in dieser Europa-League-Saison bislang in die Rolle des Matchwinners. Wie schon gegen Villarreal (Elfmeter zum 2:1) erzielte der Kapitän auch gegen Dinamo Minsk das Siegestor, traf von der Strafraumgrenze zum 1:0-Endstand und fixierte den ersten grün-weißen Auswärtssieg in der Gruppenphase seit 2010. „Wir haben sehr gehofft, dass wir drei Punkte einfahren können, aber auch gewusst, dass es sehr schwierig wird. Im Moment läuft es bei uns allen sehr gut. Ich hoffe, dass wir noch ein paar Siege mehr machen können“, lautete das gewohnt nüchterne Fazit des 35-Jährigen.

Die Hütteldorfer halten somit erstmals in einer Gruppenphase bei zwei Siegen und führen die Tabelle an. „Wir bleiben bescheiden und mit beiden Beinen auf dem Boden. Wir sind nach wie vor gefährlicher Außenseiter“, erklärte Barišić, der bei seiner Mannschaft noch Verbesserungspotenzial sieht. Vor der Pause fehlte es an Tempo und zündenden Ideen, um den weißrussischen Abwehrriegel zu knacken, nach dem Tor an Ruhe und Sicherheit – Dinamo traf zum Glück nur die Stange. „Daran müssen wir noch arbeiten.“

Spaß vertagt Karriereende

Für Hofmann, der seine Bilanz als grün-weißer Europacup-Rekordschütze auf 24 Treffer schraubte, sind Spiele wie diese Ansporn und Genuss zugleich. „Es macht mir im Moment unheimlichen Spaß, und solang ich Spaß habe, mache ich weiter, das kann auch noch zwei, drei Jahre sein“, sagte der Deutsche und beendete damit vorläufig alle Spekulationen, die er selbst vor wenigen Tagen aufgebracht hatte. In einem TV-Interview wollte der Routinier ein Karriereende im Winter nicht ausschließen, die Fangemeinde war kurzzeitig in Aufruhr.

Davon ist nun keine Rede mehr. „Wenn ich mich schwer verletze, höre ich auf. Doch der Plan ist schon, noch länger für Rapid zu spielen“, erklärte der 35-Jährige, dessen Vertrag noch bis Sommer 2016 läuft. Im Frühjahr sollen Gespräche über eine 15. Saison im grün-weißen Trikot geführt werden, denn nicht nur die Fans lieben ihn, auch Trainer und Kollegen schätzen seine Qualitäten. „Steffen ist körperlich auf einem guten Niveau und mental sehr stark, es macht ihm irrsinnigen Spaß. Mit seiner Erfahrung, Routine und Klasse ist er extrem wichtig für uns“, lobte Barišić nach der Vorstellung gegen Minsk.

Seit dem Wechsel von Bayern München im Sommer 2002 ist Hofmann ein Fixpunkt im grün-weißen Mittelfeld, vom Kurzgastspiel bei 1860 München (Frühjahr 2006) abgesehen. 476 Spiele, 121 Tore, 193 Vorlagen lautet die imposante Bilanz des 35-Jährigen, der einige Trainer und Umbrüche miterlebt hat. Inzwischen ist der dreifache Familienvater bei Rapid der mit Abstand älteste Feldspieler und neben Torhüter Jan Novota der einzige Leistungsträger über 30. „Er ist wichtig für die ganze Mannschaft und Vorbild für uns alle“, meinte Florian Kainz.

Grenzen des Körpers

Hofmanns fußballerische Qualitäten stehen außer Frage, vielmehr ist der eigene Körper nach all den Profi-Jahren seine größte Limitierung. Ob seines fortgeschrittenen Alters zwickt es immer mal wieder, im Gegensatz zu früheren Jahren gönnt sich der Routinier nun öfter Pausen. Gut 64 Minuten dauerte im Schnitt jeder seiner 14 Einsätze in dieser Saison, auch gegen Minsk wurde er zu Beginn der Rapid-Viertelstunde nach einem Schlag auf die Wade ausgetauscht. „Eine reine Vorsichtsmaßnahme“, beruhigte der Deutsche im Hinblick auf den großen Ligaschlager gegen Salzburg am Sonntag (16.30 Uhr, live ORF eins, Sky).

Im Gegensatz zu Hofmann dürfte Louis Schaub gegen den Tabellenzweiten fehlen. Rapids Mr. Europacup stand nach der im Cup erlittenen Knöchelblessur gegen Minsk überraschend in der Startelf, musste aber zur Pause ausgewechselt werden, da die Verletzung wieder akut geworden war. Zwar habe sich der Zustand nicht verschlimmert, doch wolle man dem 20-Jährigen die Zeit geben, sich komplett auszukurieren. „Wir werden kein unnötiges Risiko eingehen“, erklärte Barišić.

GRUPPE E 2. Spieltag

1.Rapid 2200316
2.Viktoria Pilsen 2101213
3.Villarreal 2101223
4.Dinamo Minsk 2002030

Dinamo Minsk – Rapid 0:1 (0:0). Tor: Hofmann (54.).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2015)

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