Fogel und Visch

Fogel und Visch oder: Warum Wahlen oft Überraschungen bringen und Rücktritte schwer sind.

Die Wahl ist endlich vorbei, die Sieger stehen fest: Stieglitz und Hecht sind zu Vogel und Fisch des Jahres gewählt worden. Eine echte Überraschung ist ausgeblieben. Zum Beispiel, dass der Stiglitz in der Kategorie Fisch gewonnen hätte. Bleibt also nur noch abzuwarten, wie Amsel und Barsch darauf reagieren. Rücktritte nicht ausgeschlossen.

Wer angeblich auch kurz vor dem Rücktritt steht, ist Daniel Craig als James Bond. Knapp vor seinem vierten Bond-Film, in dem ja Christoph Waltz den Bösewicht spielen soll, hat der britische Schauspieler angekündigt, keine Lust auf weitere Filme in der Rolle zu haben. Der Abschied kommt mit gerade 47 Jahren ungewöhnlich früh. Roger Moore stand noch mit knapp 60 Jahren als Geheimagent 007 vor der Kamera. War allerdings schon etwas gebrechlich damals. Man hat ihm die Stunts zuletzt auch nicht mehr wirklich abgenommen, die Frauen auch nicht, den Martini vielleicht noch am ehesten.

Aber ältere Herren, die nicht rechtzeitig gehen wollen, gibt es ja genug. Sepp Blatter ist auch so einer. Man weiß nicht so recht, warum sich der Fifa-Chef mit Händen und Klauen gegen seine endgültige Demontage wehrt, wo er doch ohnehin im Februar zurücktreten wollte. Dass es jetzt seinen potenziellen Nachfolger Michele Platini (einen wunderbaren Fußballer) auch erwischen dürfte, ist übrigens gar nichts Ungewöhnliches. Wenn überlange Amtszeiten zu Ende gehen, schafft es der Nachfolger und meist auch noch der Nach-Nachfolger kaum länger im Amt zu bleiben. Die österreichische Politik auf Landesebene ist die Ausnahme, die diese Regel bestätigt.

In Deutschland kann man gerade sehen, dass man keine politischen Gegner braucht, solange man nur eine Schwesterpartei hat. Und wenn Bayern Österreich weiter mit geschlossenen Grenzen droht, werden wir ihnen einfach David Alaba wegnehmen.

Wenn man übrigens vor einem Jahr jemandem erzählt hätte, dass Österreichs Fußballnationalmannschaft zwei Spiele in der EM-Qualifikation nur zum Spaß spielen würde, weil sie längst qualifiziert sind, hätte das niemand geglaubt. Während Weltmeister Deutschland beim letzten Spiel noch um seine EM-Teilnahme zittern muss.

Aber seien wir einmal ehrlich: Mit dem Sieg von Stiglitz und Hecht hat auch niemand gerechnet. Oder?

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2015)

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