Euro 2016: Ein Turnier der Neulinge

(c) AFP (KAREN MINASYAN)
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Mit Albanien, Island, Wales und Nordirland werden vier Fußball-Zwerge in Frankreich ihr EM-Debüt geben.

Die Fußball-EM 2016 wird ein Turnier der Debütanten. Länder wie Albanien, Island, Wales und Nordirland sind erstmals bei einer EURO dabei, dem WM-Dritten Niederlande droht die Zuschauerrolle. Fraglich ist, ob das bei der Reform der Teilnehmerzahl wirklich so gewollt war.

Eines seiner Ziele hat Michel Platini damit erreicht. Der derzeit suspendierte Präsident der Europäischen Fußball Union (UEFA) wollte mit der Aufstockung der EM-Endrunde von 16 auf 24 Mannschaften das Turnier für kleinere Verbände öffnen und die Qualifikationsspiele interessanter machen. Doch die Kleinen ärgerten die Großen mehr als erwartet. Die EM-Aussicht "Albanien statt Niederlande" dürfte nicht jedem UEFA-Funktionär gefallen. Sie könnte jedoch am Dienstagabend nach Abschluss der Gruppenspiele Realität sein.

Während in den Niederlanden die Hoffnungen auf den Relegationsplatz gegen null tendieren, jubelte ganz Albanien am Montag über eine Fotomontage in den sozialen Netzwerken. Das Bild zeigt den Eiffelturm, an dem die überdimensionierte albanische Nationalfahne weht. "Ein unmöglicher Traum wird wahr", erklärte Regierungschef Edi Rama nach dem 3:0-Sieg in Armenien, mit dem das Balkan-Land am Sonntagabend erstmals das Ticket für eine EM-Endrunde löste.

Der Bondscoach wackelt

Albanien ist nach Island, Nordirland und Wales bereits der vierte Debütant, der nächstes Jahr in Frankreich dabei sein wird. Dort wollen die Neulinge die Schwergewichte wie bisher ärgern. Die Albaner schickten Ex-Europameister Dänemark in die Relegation, die Nordiren und die Waliser ließen die WM-Teilnehmer Griechenland und Bosnien-Herzegowina hinter sich, die Isländer brachten mit ihren zwei Sensationssiegen den WM-Dritten Niederlande in größte Not.

"Das ist undenkbar", lautete dort der Tenor vor dem Dienstag-Heimspiel gegen Tschechien. Oranje muss ohne den verletzten Arjen Robben gewinnen und dazu auf eine Niederlage der Türkei gegen Island hoffen. Der umstrittene Trainer Danny Blind hat zwei Torhüter nachnominiert, sein Posten wackelt.

Fußball-Legende Johan Cruyff forderte strukturelle Änderungen beim Verband. "Ein Fußballbund ohne Direktor ist und bleibt ein Witz", sagte der frühere Vize-Weltmeister. Der niederländische Einzelhandel sieht für die EM schwarz und kalkuliert mit mehr als 50 Millionen Verlust im nächsten Sommer.

Fernduell Kroatien gegen Norwegen

Die Partie zwischen der Türkei und Island in Konya wird überschattet von dem Attentat in Ankara mit fast 100 Toten. "Der Schmerz ist groß", sagte Leverkusens Profi Hakan Calhanoglu. Sportlich setzt er voll auf Sieg. "Frankreich ohne die Türkei ist nicht vorstellbar", erklärte Calhanoglu.

Hinter dem brisanten Zweikampf um Platz drei in der Gruppe A verblassen die anderen Entscheidungen am letzten Spieltag. Norwegen (19 Punkte) und Kroatien (17) kämpfen in der Gruppe H in einem Fernduell um Platz zwei. Die Kroaten haben auf Malta die leichtere Aufgabe zu lösen. Die Norweger müssen in Italien gewinnen, um ganz sicher zu gehen. Bei Punktgleichheit hat Kroatien die Nase vorn.

Für Italien geht es noch um einen Platz in Topf 1 bei der EM-Auslosung am 12. Dezember. Derzeit liegt die "Squadra Azzurra" so wie Österreich im zweiten Topf. Falls Belgien am Dienstag verliert, könnte Italien aber noch in Topf 1 aufsteigen.

Rote Teufel bald auf Platz eins?

In der Gruppe B hoffen mit Bosnien-Herzegowina (14), Israel (13) und Zypern (12) noch drei Teams auf den dritten Rang und die Relegation. Die Bosnier treten im direkten Duell auf Zypern an. Die Israelis gelten in Belgien als Außenseiter, zumal die "Roten Teufel" mit einem Sieg die Nummer eins der Weltrangliste werden können.

Das kleine Wales kommt derzeit aus dem Feiern nicht heraus. Gegen das noch kleinere Andorra geht am Dienstag die nächste feucht-fröhliche Party ab. Nach dem umjubelten Einzug des Rugby-Teams in das WM-Viertelfinale gehört der Abend im Cardiff City Stadium ganz allein Gareth Bale und seinen kickenden Kollegen.

(APA/dpa)

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