Syrien: Amnesty wirft kurdischen Kämpfern Kriegsverbrechen vor

YPG-Anhänger bei Kämpfen gegen den IS.
YPG-Anhänger bei Kämpfen gegen den IS.REUTERS
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Kurdische Kämpfer im Nordosten Syriens zerstören gezielt Dörfer und vertreiben die Bevölkerung, kritisiert Amnesty International.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat den kurdischen Truppen im Norden und Nordosten Syriens Kriegsverbrechen vorgeworfen. Die Kurdenkämpfer zerstörten in der Region ganze Dörfer und Städte, die Bevölkerung werde vertrieben, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Amnesty-Bericht. Verantwortlich seien Kämpfer der sogenannten Volksverteidigungseinheit YPG, die im Syrienkrieg mit den Vereinigten Staaten kooperiert.

Die von einer in 14 Städte und Dörfer in der Region entsandte Mission vorgefundenen Zerstörungen seien nicht das Ergebnis von Kämpfen gegen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), sondern vielmehr einer "gezielten und koordinierten Kampagne zur kollektiven Bestrafung" der Einwohner der zuvor vom IS kontrollierten Dörfer oder von Dörfern, die angeblich IS-Kämpfern Zuflucht boten.

Kurden weisen Vorwürfe zurück

Bei den Vorwürfen handle es sich um "falsche Anschuldigungen", die auf unzuverlässigen Informationen basierten, sagte hingegen Kurden-Sprecher Idriss Nassan am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. "Wir haben allen Menschen die Rückkehr in ihre Gebiete gestattet, nachdem diese befreit worden waren." Es seien nur einige festgenommen worden, die mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zusammengearbeitet und gegen das Gesetz verstoßen hätten, erklärte er weiter.

Von Amnesty ausgewerteten Satellitenbildern zufolge wurde etwa das Dorf Husseiniya im Nordosten Syriens in der Zeit zwischen Juni 2014 und Juni 2015 zu 94 Prozent zerstört. Ein von Amnesty zitierter Einwohner Husseiniyas beschreibt, dass die Kurdenkämpfer die Menschen aus den Häusern getrieben, die Häuser angezündet und sie eins ums andere mit Planierraupen dem Erdboden gleichgemacht hätten, bis es das Dorf nicht mehr gegeben habe.

Für die Zerstörungen gebe es keine militärische Rechtfertigung, sagte Amnesty-Mitarbeiter Lama Fakih. Die autonome Verwaltung der Region missbrauche ihre Macht und verstoße gegen internationales Menschenrecht. Nach Angaben der syrischen Kurden handelt es sich um Einzelfälle.

(APA/AFP)

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