Causa Graf: Ariel Muzicant zu Gespräch bereit

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ARCHIVBILDER / COMBO: MUZICANT, GRAF(c) APA (Herbert Pfarrhofer)
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Muzicant nimmt die Gesprächseinladung von Martin Graf an, "um tatsächlich etwas zu ändern". Er will Forderungen stellen: Graf soll unter anderem die Mitgliedschaft bei der Burschenschaft Olympia beenden.

Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), Ariel Muzicant, nimmt die Einladung des Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf (FPÖ) zu einem Gespräch an. Allerdings sei er dazu nur bereit, "um tatsächlich etwas zu ändern", heißt es in einem Brief an Graf, der der APA vorliegt. Darin werden an Graf, der wegen Kritik an Muzicant unter Beschuss geraten ist, auch einige Forderungen gestellt. So soll Graf etwa die Mitgliedschaft bei der vom DÖW als rechtsextrem eingestuften Burschenschaft Olympia beenden.

Muzicant will außerdem, dass "Holocaust-Leugner und Holocaust-Revisionisten wie David Irving, Moshe Arie Friedman und Walter Marinovic von FPÖ-Mandataren und FPÖ-Funktionären nicht mehr eingeladen werden". Weiters sollen Graf und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ihre "wiederholten Anträge auf Aufhebung des Verbotsgesetzes" zurückziehen und richtig stellen, dass Israel keine Absichten habe, der EU beizutreten.

Bei Übereinkunft keine Kritik mehr

Sollten seine Forderungen erfüllt werden, wolle er seine Homepage "www.kellernazisinderfpoe.at" schließen und seine Kritik einstellen, versprach Muzicant. Seine Vorwürfe an die Partei wiederholt er jedenfalls in dem Brief: Die FPÖ-Funktionäre würden Friedman, einen "notorischen Hochstapler", "Zechpreller" und "Holocaust-Revisionisten" unterstützen, und zwar "sowohl in wirtschaftlicher als auch juristischer und politischer Hinsicht".

Der FPÖ-Slogan "Abendland in Christenhand" sei "Hetze übelster Art" und die Warnungen der Partei vor einem EU-Beitritt Israels hätten einen "antisemitischen Hintergrund". Auch stößt sich Muzicant daran, dass in der Zeitung "Zur Zeit", deren Herausgeber FPÖ-Spitzenkandidat Andreas Mölzer ist, Ende April behauptet wurde, dass es "überwiegend Angehörige des jüdischen Volkes waren, welche die derzeitige schwere weltweite Wirtschaftskrise ausgelöst haben".

Anfrage an Bandion-Ortner "Antisemitismus"

Für "reinen Antisemitismus" hält Muzicant auch eine parlamentarische Anfrage der Freiheitlichen an Jutizministerin Claudia Bandion-Ortner (ÖVP). In dieser wolle die FPÖ wissen, wie nahe der Immobilienhändler Ernst S., der des Betrugs verdächtigt wird, der IKG und jüdischen Persönlichkeiten steht, nur weil S. Mitglied der Kultusgemeinde sei.

(APA)

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