Frankreich: Senioren verbrennen in Bus nach schwerem Unfall

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FRANCE BANLIEUES RIOTS FIRST ANNIVERSARY(c) EPA (Lucas Dolega)
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Mindestens 42 Menschen sterben nach einer Kollision eines Reisebusses und eines Lkw. Der Unfallort ist als gefährlich bekannt.

Paris. Der Bus war am frühen Freitagmorgen aus Petit-Palais-Cornemps, einem Dorf mit 643 Einwohnern im Südwesten Frankreichs, gestartet und sollte für einen Ausflug eines Seniorenklubs in die Region Les Landes an der südlichen Atlantikküste fahren. Nur kurze Zeit nach der Abfahrt hat ein Lastwagen in einer Kurve auf der bewaldeten Landstraße bei Puisseguin im Département Gironde den voll besetzten Reisebus gerammt. Bei der äußerst heftigen Kollision sind beide Fahrzeuge in Brand geraten, 42 Menschen sind ums Leben gekommen.

Nur acht Passagieren gelang es, sich aus dem brennenden Bus in Sicherheit zu bringen, zwei Personen mussten mit lebensgefährlichen Brandverletzungen ins Krankenhaus transportiert werden. Die Zahl der Todesopfer könnte sich noch erhöhen. Der Lkw-Fahrer befindet sich ebenfalls unter den Toten. Zu den Überlebenden gehört der Busfahrer, der sich leicht verletzt retten konnte. Ihm war es reflexartig gelungen, die Notausgänge zu öffnen. Doch die Mehrheit der zumeist betagten Passagiere konnte nicht mehr aus dem brennenden Bus ins Freie gelangen. Die Identifizierung der verkohlten Todesopfer wird noch lange dauern.

Busverkehr liberalisiert

Der Lkw, der mit Holz beladen war, stand angeblich quer auf der Straße. Er sei aus noch ungeklärten Gründen auf die linke Fahrspur geraten, wo er mit dem aus der entgegengesetzten Richtung kommenden Bus mit voller Wucht zusammenstieß. Bisher ist nicht bekannt, ob der Lkw ins Schleudern geraten war, ob der Fahrer die Kontrolle verloren hatte – oder ob sein Fahrzeug wegen einer Panne in der Kurve stand. Der Bus konnte jedenfalls auf diesem unübersichtlichen Abschnitt, auf dem sich laut Anwohnern schon früher Unfälle ereignet haben sollen, nicht ausweichen.

Es handelt sich um den schwersten Busunfall in Frankreich seit 1982, als bei Beaune im Burgund 53 Menschen, darunter 44 Kinder, das Leben verloren. In Frankreich ist erst kürzlich der Busfernverkehr liberalisiert worden, was zu einer erheblichen Zunahme des Verkehrs auf den französischen Straßen führen wird. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage nach der Sicherheit. Obwohl weder der technische Zustand des Fahrzeugs noch der Busfahrer für den dramatischen Unfall bei Puisseguin verantwortlich gemacht werden, könnte das Unglück diese Diskussion in Gang bringen.

Der grüne Abgeordnete Noël Mamère aus der benachbarten Stadt Libourne bemerkte dazu etwas sarkastisch: „Am Unfallort fehlt Wirtschaftsminister Macron, der den Busverkehr liberalisiert hat.“ Das Unglück auf dieser bekanntermaßen gefährlichen Straße von Puisseguin werfe die Frage der Infrastrukturen und der Prioritäten im Verkehr auf. (r.b.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.10.2015)

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