Unternehmen: „Wir haben in der digitalen Sportwelt noch viel vor“

Runtastic: vom Start-up zum Millionenunternehmen.

Wien. „Wir bleiben alle in Pasching – und alle bleiben mit uns an Bord.“ Florian Gschwandtner, Gründer und Geschäftsführer von Runtastic, konnte den Preis der „Presse“ für das beste Start-up zwar nicht selbst in Empfang nehmen – das erledigte Marketingleiterin Stefanie Endfellner. Aber Gschwandtner wusste, welche Botschaft das Publikum hören wollte: Dass die rund 140 Mitarbeiter und vor allem die vier Gründer nach dem Verkauf des Unternehmens an Adidas im August nicht nach dem Motto „Take the money and run“ handeln, sondern Österreich und ihrer Firma treu bleiben.
Runtastic ist eines jener Gründermärchen, die nicht alle Tage passieren. Dass nämlich ein paar junge Leute eine Idee haben, diese mit viel Einsatz und Energie in einem Start-up umsetzen, dieses im wortwörtlichen Sinn gut läuft – und dann einer der Branchenriesen kommt und 220 Millionen Euro auf den Tisch legt.
Genauso war es aber: Mit einer Lauf-App sind Gschwandtner, selbst ein passionierter Läufer, Alfred Luger, Rene Giretzlehner und Christian Kaar im Jahr 2009 in den Markt intelligenter Sport-Accessoires eingestiegen. Sie trafen offenbar gleich doppelt den Nerv der Zeit: zum einen den Laufboom, zum anderen die Nachfrage nach elektronischen Gagdets, die relevante Daten speichern.
Dass das Quartett richtig liegt, hat sich schon vor zwei Jahren gezeigt: Damals wurde der deutsche Medienkonzern Springer auf sie aufmerksam und kaufte sich mit 50,1 Prozent ein – um einen Betrag, der die gesamte Firma mit 22 Millionen Euro bewertete. Bis dahin wurde die Runtastic-App schon 46 Millionen Mal heruntergeladen. Sie gibt es für Smartphones wie Tablets. Auf der Homepage waren rund 19 Millionen Menschen registriert.
Diese Zahlen sind seither weiter rasant gestiegen, mittlerweile sind 20 Fitness-Apps in 18 Sprachen im Portfolio, man steht bei rund 140 Millionen Downloads und 70 Millionen Nutzern. Kein Wunder, dass einer der Big Player ein Auge auf die Oberösterreicher geworfen hat, die sich zum führenden App-Anbieter für Fitness und Sportdaten entwickelt haben. Denn die Digitalisierung bestimmt auch im Sport die Zukunft, das Internet der Dinge, das Alltagsgeräte vernetzt und intelligent macht, erobert auch Sportgeräte und -bekleidung.
Gschwandtner und seine Kollegen sind jetzt zwar vielfache Millionäre, das Geld spielt aber für sie nicht die Hauptrolle, wie Gschwandtner gleich nach der Übernahme in einem „Presse“-Interview versicherte. „Es geht uns um die Möglichkeiten, die der Deal mit sich bringt.“ Deshalb war es auch eine ihrer Grundbedingungen bei den Verhandlungen mit Adidas, operativ dabei zu bleiben. Denn jetzt haben die Gründer erst richtig Blut geleckt: „Die Digitalisierung steckt noch in den Kinderschuhen, jetzt können wir in der Sportartikelwelt etwas verändern.“ Während Adidas am riesigen Kundenstock von Runtastic interessiert ist, wollen die Oberösterreicher vom weltumspannenden Vertriebsnetz profitieren. (eid)

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