Familie und Beruf: „Der Mensch im Mittelpunkt“

Martin Steiner, Geschäftsführer des Krankenhauses Göttlicher Heiland, über sein Leitmotiv, das Mitarbeiter und Beziehungen in den Mittelpunkt stellt.

Martin Steiner ist ein Familienmensch. Zur Gala in die Sofiensäle ist er am Freitagabend in Begleitung seiner 17-jährigen Tochter gekommen. Und schon im Vorfeld haben die vier Kinder des Krankenhausdirektors mitgefiebert, ob ihr Vater denn gewinnen wird – oder eben nicht. Als er, wie Steiner am Freitagabend erzählte, vor wenigen Wochen nur mit Müh' und Not einem Zeitungskolporteur ausweichen konnte, lautete der trockene Kommentar des Sohnes: „Papa, wennst den überfahren hättest, wärst sicher nicht Österreicher des Jahres geworden.“
Nur naheliegend also, dass Martin Steiner am Freitag – Vollbremsung hin oder her – die Kategorie Familie und Beruf für sich entscheiden konnte. Er konnte sich damit gegen die beiden Mitfinalisten dieser Kategorie, Doris Walter von der FH Salzburg sowie Michaela Novak-Chaid und Norbert Schöfberger von HP/Hewlett-Packard, durchsetzen. „Wenn man seit Jahren jeden Tag sein Bestes tut und dann dafür im Scheinwerferlicht steht, ist man natürlich ganz verzückt“, so Martin Steiner am Freitag. Sein Erfolgsfaktor seien die „Leute, die dafür arbeiten“ – also sein Team. Auch, wenn dieses Team, genauso wie ihn selbst, die Nominierung überrascht habe. „Die Reaktion war: ,Was, wir?‘“ So normal und selbstverständlich sei im Krankenhaus Göttlicher Heiland das, was anderswo als Innovation betrachtet wird: die Arbeit in seinem 700-Mitarbeiter-Betrieb nämlich so zu organisieren, dass Beruf und Privatleben gut zusammenspielen. „Wir arbeiten in Beziehung mit Menschen, wenn man in der Arbeit auch Mensch sein kann, das ist wunderbar“, sagt Steiner und erklärt, wie das in der Praxis funktioniert: etwa, indem im Ordensspital jedes Team sein eigenes Arbeitszeitmodell entwickeln kann. Indem Verpflichtungen den Familien gegenüber – seien es Kinder, seien es pflegebedürftige Eltern oder Nachbarn – immer Raum haben, auch über die rechtlichen Ansprüche hinaus. Indem homosexuelle Mitarbeiter rechtlich (etwa, wenn es um Ansprüche bei Verpartnerung geht) gleichgestellt sind. Oder, wie zuletzt, jenen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren, ein Tag freigegeben wird.
„Es ist die Haltung, die zählt“, sagt Steiner“, es gehe darum, Dinge zu ermöglichen, Bedürfnissen und Ideen gegenüber aufgeschlossen zu sein, miteinander auf Augenhöhe zu reden oder darum, diese Haltung vorzuleben. Am Ende zähle in der Vinzenz-Gruppe, zu der das Spital zählt, vor allem ein Grundsatz: „Die Liebe zum Menschen ist das Leitmotiv. Der Grundsatz der Vinzenz-Gruppe ist, die Not der Zeit zu lindern und nicht zu fragen: Warum ist jemand in Not geraten? Wer ist daran schuld? Das ist zutiefst unchristlich. Die Not der Zeit zu lindern heiße zu fragen: Was steht an? Damit steht immer der Mensch im Mittelpunkt“, sagt Steiner.
Daran orientiere er sich in seiner Arbeit als Geschäftsführer, diese Grundsätze seien wichtiger als Managementstrategien. „Das Schöne ist, dass dieser Preis bestätigt, dass die Orientierung an Menschen und Beziehungen der richtige Weg ist. Das ist eine Riesenfreude und macht mich sehr zuversichtlich“, so Steiner. Zuversichtlich, dass vielleicht mehr Betriebe für eine einfachere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sorgen?

Arbeitende Mutter als Inspiration

Für Steiner ist da, wie er sagt, auch sein familiärer Hintergrund wichtig: Seine Mutter war, wie seine Schwiegermutter, berufstätig, die Notwendigkeit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für ihn ein Thema, mit dem er aufgewachsen ist. Und sein Rat, als vierfacher Vater, wie Vereinbarkeit gelingt? „Die Männer sollten sich nicht verdünnisieren und in Kellerstüberl oder Vereine flüchten. Frauen sollten das von ihren Männern einfordern – und den Männern dann auch die Freiheit lassen, manches zu Hause so zu tun, wie sie das für richtig halten. Halbe-halbe heißt nicht nur, sich die Arbeit zu Hause zu teilen, sondern auch, sich das Sagen zu Hause zu teilen.“

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