EZB könnte die Geldflut noch heuer ausweiten

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Im Dezember will die EZB eine Entscheidung treffen.

Frankfurt. Die Europäische Zentralbank (EZB) pumpt seit März dieses Jahres rund 60 Mrd. Euro pro Monat in die Wirtschaft – um Kreditvergabe und Inflation anzuschieben. Einzig: Es funktioniert nicht, weder die Kreditvergabe noch die Inflationserwartungen sind merklich gestiegen. Also reagiert die EZB.

Im Kampf gegen die niedrige Inflation will sie im Dezember über eine mögliche Ausweitung ihrer Anleihenkäufe entscheiden. Die Europäische Zentralbank müsse untersuchen, ob das Programm effektiv sei, den Gegenwind abzuwehren, der mittelfristig eine Rückkehr zur Preisstabilität verzögern könne, sagte EZB-Chef Mario Draghi am Donnerstag laut Redetext bei einer Veranstaltung in Mailand.

Nur 0,1 Prozent Inflation

„Sollten wir überzeugt sein, dass das nicht der Fall ist, werden wir Wege prüfen, es zu intensivieren, um unser Ziel zu erreichen“, erläuterte der Italiener. Damit bekräftigte er seine Bereitschaft, notfalls die Geldschleusen auf der Ratssitzung am 3. Dezember weiter zu öffnen. Erst vor wenigen Tagen hatte Draghi in Frankfurt erklärt, die EZB sei willens und bereit, alle ihr zur Verfügung stehenden Instrumente einzusetzen.

Der Grund: Die Preise in der Währungszone ziehen zurzeit trotz des seit März laufenden großen Anleihen-Kaufprogramms nicht an. Im Oktober verharrten sie auf Vorjahresniveau, nachdem sie im September sogar um 0,1 Prozent gesunken waren. Die Währungshüter streben aber als optimalen Wert für die Wirtschaftsentwicklung eine Inflation von knapp zwei Prozent an. Die EZB will mit ihren Maßnahmen verhindern, dass die Preise auf breiter Front fallen. Denn das kann eine Wirtschaft für längere Zeit lähmen. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2015)

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