An den Banken liegt es nicht

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Bremst die große Bedeutung des unter Druck stehenden Finanzsektors Österreichs Wachstum? Ein Vergleich entkräftet die These.

Wien. Oft heißt es: Die Banken sind schuld daran, dass Österreichs Wirtschaft stagniert. Mögliche Gründe dafür lassen sich leicht finden: Der Finanzsektor ist durch die aggressive Expansion in Osteuropa in den Neunziger- und Nullerjahren sehr groß geworden, steht aber unter Druck. Es geht um faule Kredite und politische Risken in den früheren Hoffnungsmärkten, die von der EZB verordneten niedrigen Zinsen, aber auch eine zu große Dichte an Filialen zu Hause. Dazu kommen immer neue Anforderungen der Aufsicht und die Bankensteuer, der politische Stachel im Fleisch. Geht es den Banken schlecht, vergeben sie zu wenige Kredite. Darunter leiden die Unternehmen, gerade in Österreich, wo es an Alternativen fehlt. Denn hier ist der Kapitalmarkt stark unterentwickelt, vor allem für Firmengründer. Und dann ist da noch das Hypo-Debakel, das dem Steuerzahler schwer zu schaffen macht.

Eine gesonderte Analyse in der McKinsey-Studie „Perspektive Österreich“ nimmt aber der plausibel wirkenden These ihren argumentativen Glanz. Die Autoren vergleichen dabei mit Schweden und Deutschland, zwei Ländern, die sich von 2009 bis 2014 deutlich besser entwickelt haben. Sie zerlegen die Differenz bei der Wachstumsrate in zwei Ursachen: den Sektormix und das schlechtere Ergebnis innerhalb der einzelnen Sektoren. Dabei zeigt sich: Der Sektormix spielt im Vergleich mit Deutschland die deutlich kleinere Rolle (32 Prozent der Wachstumslücke); bei Schweden ist er, mit nur sechs Prozent der Differenz, sogar praktisch vernachlässigbar. Das heißt: Es liegt nicht an der Dominanz eines Sektors, sondern an der schwachen Leistung von vielen.

Freilich gibt es auch Stars, also Branchen, die groß und wachstumsträchtig sind: Maschinenbau, Kfz-Zulieferer, Elektronik, IT und unternehmensnahe Dienstleistungen wie Ingenieurbüros oder externe Forschung. Aber manche sehr dynamische Bereiche, wie Pharma, Pflege und Chemie, sind in Österreich viel zu klein, um die Chancen wirklich auszuschöpfen. Dafür gibt es eine ganze Reihe von trägen Riesen, große Branchen mit geringem Wachstum: Bau, Verkehr, Handel – und natürlich der Finanzbereich, womit sich der Kreis wieder schließt. (gau)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2015)

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