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Lahme Gans oder: Warum Österreich und Angela Merkel unter den besten zehn zu finden sind.

Sich zwischen Bikinitemperaturen und dem ersten Blaukrautexzess zurechtzufinden ist die Kunst der Stunde. Das Martinigansl schmeckt ja nur, wenn die Haut des Vogels braun und knusprig, man selbst aber längst blass und letschert ist. Trotzdem werden vor jedem zweiten Lokal die Gans und Maroni in allen Varianten angepriesen – von der Suppe bis zum Dessert.

Im November fallen nicht nur die Blätter, sondern auch die Listen: wer, was, wie das ganze Jahr über und überhaupt. In Österreich hat es uns besonders die aktuelle Uefa-Liste der besten Fußballmannschaften angetan, die diese Woche veröffentlicht worden ist. Die Nationalmannschaft von Marcel Koller scheint da plötzlich unter den zehn besten Nationen der Welt auf. Was soll man da lang hinterfragen, auch wenn einem leicht zwanzig Teams einfallen würden, gegen die man nicht den Hauch einer Chance hätte. Hätte einen wirklich interessiert, wie ernst dieses Ranking zu nehmen ist, hätte man nur einen Blick an die Spitze werfen müssen: Die beste Mannschaft der Welt ist Belgien.

Aber nicht nur im Fußball, sondern auch in der Politik wurde gerankt. Die mächtigsten Menschen der Welt sind gesucht worden. Nein, Österreichs Werner Faymann ist nicht unter den Top Ten zu finden, auch der belgische Premier nicht. Sondern da vorn an der Spitze der Liste des „Forbes“-Magazins matchen sich die großen drei. An der Spitze Wladimir Putin, dahinter Angela Merkel, gefolgt von Barack Obama. Gut, der US-Präsident ist, was seine Machtfülle angeht, ein wenig gehandicapt, läuft doch schon der Vorwahlkampf um seine Nachfolge. Um niemals so eine lahme Ente (übrigens zu Martini eine recht vernünftige Alternative zur oft zu trockenen Gans) sein zu müssen, hat Wladimir Putin sogar seinen Premier eine Runde Präsident spielen lassen. Allein für diesen Trick an der Verfassung vorbei gebührt ihm schon der erste Platz. Zwischen den beiden Supermächten hat sich Angela Merkel den zweiten Platz gesichert. Wer sich gegen Horst Seehofer behaupten kann, muss wohl einiges an Durchschlagskraft haben. Und im Gegensatz zu den beiden Herren aus Russland und den USA auf dem Stockerl kann Merkel so oft wiedergewählt werden, wie das deutsche Volk das will.

Und: schlechte Nachrichten für die Kurie im Vatikan. Papst Franziskus ist Vierter.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.11.2015)

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