Fertigteilhäuser: NGOs sollen an Flüchtlinge vermieten

Ein "Wohnen auf Zeit"-Konzept soll Häuser mit niedrigeren Standards ermöglichen. NGOs sollen die Vermieter absichern.

Genf/Wien. Beim Fertigteilhaus-Projekt der gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaften sollen NGOs eine tragende Rolle spielen. Das sagte Ferry Maier, die rechte Hand von Österreichs Flüchtlingskoordinator Christian Konrad, zur „Presse“. In einer neuen Offensive, die am Mittwoch vorgestellt wurde, sollen gemeinnützige Wohnbaugenossenschaften motiviert werden, Fertigteilhäuser mit leistbaren Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge zu bauen („Die Presse“ berichtete). Finanziert werden die Fertighäuser durch die Wohnbau-Investitionsbank (WBIB), die im Rahmen der Wohnbauoffensive 2016 der Regierung geschaffen wird.

Das Fertigteilhaus-Projekt ist freiwillig. Um die Wohnbaugenossenschaften abzusichern, sollen bei den neuen Fertighäusern NGOs wie Caritas, Volkshilfe etc. als Hauptmieter auftreten. Sie stellen die Kaution und springen im Zweifel auch für die Miete ein.

Das wird schon jetzt oft bei Privatwohnungen zur Absicherung der Vermieter so gehandhabt. „Auch bei den Fertigteilhäusern soll das der Fall sein“, sagt Maier. In einem nächsten Schritt wird auch ein „Wohnen auf Zeit“-Konzept entwickelt. Dafür sollen Wohnungen mit niedrigeren Standards (nicht die beste Schalldämpfung, Boden ohne Estrich etc.), den Bewohnern für einen gewissen Zeitraum (ein paar Jahre) billig zur Verfügung stehen. Das könnte laut Maier nicht nur für Flüchtlinge, sondern auch für Studenten interessant sein. Für „Wohnen auf Zeit“ müssten allerdings auch die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden, sagt Maier. Das Konzept ist in Arbeit.

 

Gefahr von Ghettos?

Im Jänner sollen nun an drei Tagen die Bürgermeister für die Fertigteilhäuser begeistert werden. Eine Start-Wohnung für Flüchtlinge könnte im Vollausbau später als Pensionistenheim dienen, nennt Maier ein Beispiel. Eine der dringlichsten Fragen wird dann auch sein, wie viele Häuser an einem Platz gebaut werden können. Zu viele Fertigteilhäuser könnten Ghettos fördern, so die Angst. Seitens des Flüchtlingskoordinators Christian Konrad winkt man ab: „Es geht um verträgliche Einheiten für 50, 60, 80 Personen. Es wird von Ortschaft zu Ortschaft verschieden sein“, so ein Sprecher von Konrad.

Für Wien, wo schon jetzt zwei Drittel der anerkannten Flüchtlinge in Österreich wohnen, sieht Maier das Fertigteilhauskonzept auch als „schwierig“ umzusetzen an. Im Moment hätte man andere Orte im Visier.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2015)


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