EZB erhöht Strafzinsen für Geschäftsbanken

European Central Bank President Mario Draghi
European Central Bank President Mario Draghi Bloomberg
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Das Anleihenkaufprogramm wird um sechs Monate bis mindestens Ende März 2017 verlängert. Der Leitzins bleibt unverändert bei 0,05 Prozent.

Die Europäische Zentralbank (EZB) verschärft den Strafzins für Banken. Der sogenannte Einlagensatz sei von bisher minus 0,2 Prozent auf minus 0,3 Prozent gesetzt worden, teilte die EZB am Donnerstag mit. Für Geschäftsbanken wird es damit noch teurer, wenn sie überschüssige Gelder bei der EZB parken. Den Leitzins für die Versorgung der Kreditinstitute mit Zentralbankgeld beließ die EZB hingegen bei 0,05 Prozent. Auf diesem Rekordtief liegt er bereits seit September 2014.

Zudem verlängert die EZB, wie erwartet den milliardenschweren Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren um ein halbes Jahr. Die Notenbank wolle bis mindestens Ende März 2017 monatlich 60 Mrd. Euro in den Markt pumpen, sagte EZB-Präsident Mario Draghi am Donnerstag in Frankfurt. Notfalls könne das Programm auch danach noch weiterlaufen, sollte die derzeit extrem niedrige Inflation sich bis dahin nicht in Richtung des EZB-Ziels von knapp unter 2,0 Prozent bewegt haben, sagte Draghi. Das im März gestartete Programm sollte eigentlich bis September 2016 laufen.

Trotz Geldschwemme nur Mini-Inflation

Die Inflation im Euroraum ist seit Monaten im Keller - trotz der Geldschwemme der EZB. Dauerhaft niedrige Preise gelten als Risiko für die Konjunktur, weil Unternehmen und Verbraucher in der Hoffnung auf weiter sinkende Preise Investitionen aufschieben könnten. Mit dem monatlichen Ankauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapiere im Volumen von 60 Mrd. Euro wollen die Währungshüter Konjunktur und Preisauftrieb anschieben.

Trotz ihrer massiven Geldschwemme erwarten Europas Währungshüter nur einen minimalen Anstieg der Verbraucherpreise im laufenden Jahr. Das Wachstum im Euroraum dürfte aber etwas stärker ausfallen als bisher erwartet, sagte Draghi. Nach den Angaben hat EZB ihre Inflationsprognose für 2015 bei 0,1 Prozent belassen. In den beiden Folgejahren dürfte sich das billionenschwere Programm zum Kauf von Staatsanleihen nach der Vorhersage etwas stärker auf den Preisauftrieb auswirken. Demnach steigen die Verbraucherpreise 2016 um 1,0 (bisher 1,1) Prozent. Für 2017 sagen die Notenbanker nun eine Inflationsrate von 1,6 (bisher: 1,7) Prozent voraus. Die EZB strebt mittelfristig eine Teuerungsrate von knapp unter zwei Prozent an.

Im November verharrte die Inflation vor allem wegen gesunkener Energiepreise bei 0,1 Prozent. Dauerhaft niedrige Preise gelten als Risiko für die Konjunktur: Denn Unternehmen und Verbraucher könnten Investitionen aufschieben, in der Hoffnung, dass es bald noch billiger wird.

(APA)

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