Zwei- bis dreitausend Kämpfer, darunter Jihadisten, ziehen samt Familien im Zuge eines Abkommens mit der syrischen Regierung ab. Ihnen wurde freies Geleit zugesagt.
Entsprechend einer Vereinbarung mit der syrischen Regierung haben Rebellen in der belagerten Stadt Homs nach Angaben von Aktivisten mit der Räumung des letzten noch von ihnen kontrollierten Viertels begonnen. Von rund 2000 bis 3000 Kämpfern samt ihren Familien sollten am Mittwoch rund 750 Menschen weggebracht werden. Das teilte die in London ansässige "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte" mit. Unter ihnen seien auch etwa 80 Kämpfer der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) und des syrischen Ablegers des Terrornetzwerks Al-Kaida, die die Waffenruhe ablehnten.
Die Rebellen hatten vergangene Woche mit dem Regime ein Abkommen geschlossen, wonach der Abzug unter der Bedingung freien Geleits schrittweise vollzogen wird. Homs (vor dem Krieg rund 800.000 Einwohner) nahe der Grenze zum Nordlibanon ist seit Jahren umkämpft. Für das Regime ist die Stadt strategisch wichtig, weil sie zwischen Damaskus und der von der Regierung gehaltenen Küstenregion liegt.
Drei Busse mit rund 150 Zivilisten an Bord verließen die Stadt bereits am Morgen. Die Busse sollen die Menschen zunächst in das Gebiet von Kalaat al-Madik in der zentralen Provinz Hama bringen und anschließend in die nordwestliche Provinz Idlib, wie der Chef der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, sagte. Idlib wird vom Rebellenbündnis "Eroberungsarmee" gehalten, zu dem auch die Al-Nusra-Front gehört, ein Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. Einheiten der Rebellen sollten die Busse begleiten.
Die "Hauptstadt der Revolution"
Die Angaben der Beobachtungsstelle sind von unabhängiger Seite nur schwer überprüfbar. Die der syrischen Opposition nahestehende Organisation, die häufig in ihrer Methodik und Reputation kritisiert wird, bezieht ihre Informationen nach eigenen Angaben von einem Netzwerk vor Ort.
Der Abzug ist Teil einer Anfang Dezember geschlossenen Abmachung der Regierung mit dem Widerstand, wonach alle Rebellen binnen zwei Monaten aus dem noch von ihnen kontrollierten Viertel Waer in Homs abziehen sollten. Im Gegenzug versprach die Regierung, die Belagerung zu stoppen. Nach Abzug der letzten Kämpfer sollen Polizisten kommen und für Sicherheit sorgen, aber keine Soldaten.
Das westsyrische Homs war lange die "Hauptstadt der Revolution" - die wichtigste Hochburg der Gegner von Machthaber Bashar al-Assad. In Waer im Westen der Innenstadt leben heute noch etwa 75.000 Menschen, vor Beginn des Konfliktes im März 2011 waren es 300.000. Das Viertel war das letzte in Homs, in dem sich die Rebellen gehalten hatten, nachdem die meisten Aufständischen die Altstadt im Mai 2014 verlassen hatten.
(ag.)