Die Vuvuzela, die traditionelle südafrikanische Tröte, sorgt für laute Misstöne. Das Instrument macht ein Geräusch, das einer herannahenden Elefantenherde ähnelt.
WIEN (ag./mhk). Sie haben den Segen des Friedensnobelpreisträgers – die Vuvuzelas. Nelson Mandela selbst hatte hunderte dieser armlangen Tröten nach Zürich mitgenommen, als sein Land im Dezember 2006 die Fußball-WM zugesprochen bekam.
Doch beim WM-Probegalopp, dem Confederations Cup, sorgt der trompetenähnliche Stimmungsmacher für – vor allem laute – Misstöne: Spaniens Mittelfeldspieler Xabi Alonso erregte sich nach dem 1:0-Sieg gegen den Irak über den pausenlosen Krach der Plastiktrompeten und forderte ein Verbot. „Die Vuvuzelas sind ein Ärgernis und tragen nichts zur Atmosphäre bei“, meinte Xabi Alonso. „Sie machen es für die Spieler schwierig, zu kommunizieren und sich zu konzentrieren.“
Bei den südafrikanischen Fans ist die Vuvuzela dennoch ein Renner – nicht erst seit dem Confederations Cup. Das traditionelle Instrument macht ein Geräusch, das einer herannahenden Elefantenherde ähnelt und dem Gegner Angst einjagen soll. Die Kaizer Chiefs, eine der besten südafrikanischen Klubmannschaften, lassen ihre Fans mit Vuvuzelas analog zur „Rapid-Viertelstunde“ regelmäßig die letzten 15 Minuten „einblasen“. Ein altes südafrikanisches Sprichwort bringt es auf den Punkt: „Der Pavian wird von viel Lärm getötet.“ Die gute Laune einiger Fußballspieler ebenfalls.
Die Fifa hat mit diesem Unmut allerdings ein Problem, denn sie hat die „Krachmacher“ als kulturelle Eigenart des Gastlandes für das Turnier genehmigt. Entsprechend moderierende Töne schlug Fifa-Präsident Blatter an: „Die Fifa ist durchaus besorgt über den Lärm, der auch im TV dauernd zu hören ist.“ Aber, räumte er ein: „Ich habe immer gesagt: Wenn wir nach Südafrika gehen, gehen wir nach Afrika, nicht nach Westeuropa. Da ist es laut, gibt es Energie, Rhythmus, Musik, Tanzen, Trommeln. Das ist Afrika, wir müssen uns ein wenig anpassen.“
In einer Reaktion auf die Proteste kündigte der Weltverband an, nach dem Abschluss der WM-Generalprobe mit den Organisatoren reden zu wollen. „Es wird zwischen der Fifa und dem Organisationskomitee Gespräche wegen der Vuvuzelas geben“, kündigte Fifa-Sprecher Nicholas Maingot an. Allerdings erst nach dem Confederations Cup. Ehe also Frieden geschlossen wird, gibt das Lieblingsinstrument des Friedensnobelpreisträgers weiter den Ton an.
Morgen: Irak – Neuseeland, Spanien – Südafrika (jeweils 20.30 Uhr, ORF Sport Plus, DSF).
Donnerstag: USA - Brasilien 0:3 (0:2). Pretoria, 39.617. Tore: Felipe Melo (7.), Robinho (20.), Maicon (62.) Rote Karte: Kljestan (USA/57.).
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2009)