Confederations-Cup: „Das war der Fluch der Pharaonen“

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Ägypten gelang ein für den afrikanischen Fußball historischer Sieg über Weltmeister Italien. Der regierende Fußballweltmeister sah im Ellis Park von Johannesburg jedenfalls ziemlich alt aus.

WIEN. „Das war der Fluch der Pharaonen. Was für ein Schlag, die Maske ist gefallen.“ Die italienischen Gazetten bezeichneten die 0:1-Niederlage beim Confederations Cup in Südafrika gegen Afrika-Meister Ägypten als Blamage. „Müde und konfus – wir sind die Mumien.“ Der regierende Fußballweltmeister sah im Ellis Park von Johannesburg jedenfalls ziemlich alt aus, ausgerechnet gegen Rekord-Champion und Titelverteidiger Brasilien muss in Pretoria ein vorzeitiges Ausscheiden abgewendet werden.

Die Weltmeister schlichen mit gesenkten Häuptern vom Platz, die Betreuer des Gegners sprangen hingegen mit dem Schlusspfiff geschlossen auf, sie konnten ihr Glück nicht fassen. Die Auswahl der Ägypter hatte soeben ein Kapitel Fußballgeschichte geschrieben, als erstes afrikanisches Land gegen Italien gewonnen. Alle Vertreter waren zuvor gescheitert, viele davon sogar kläglich. Aber der jetzige Afrika-Cup-Sieger muss auch von den Europäern ernst genommen werden. Selbst die Brasilianer sind ordentlich ins Schwitzen gekommen, erst in der Nachspielzeit retteten Superstar Kaká und Co. ein 4:3.

Der Triumph hat drei Väter

Den ägyptischen Spielern gehörten die Sympathien der 52.105 Zuschauer. Zum „Spieler des Abends“ wurde Mohamed Homes gewählt, er hatte den entscheidenden Treffer vor der Pause erzielt. Gegen Italien war er in die Startelf zurückgekehrt, nach einem Eckball war er per Kopf zur Stelle. „Ich danke Gott, dass ich diesen Treffer erzielen dürfte“, meinte er. „Wir haben dem Weltmeister die Stirn geboten, jeder hat gesehen, dass wir diesen Sieg unbedingt wollten.“

Der zweite Held des Überraschungssieges war Tormann Essam El-Hadary. Der Routinier glänzte nicht nur auf der Linie, sondern auch bei hohen Bällen. Daheim wird er „Hexer“ genannt, jetzt wissen auch die Italiener warum. „Er hat drei, vier sehr schwierige Bälle gehalten“, zollte Italiens Teamchef Lippe dem ägyptischen Keeper Lob und Anerkennung. „Aber wir waren nicht aggressiv genug. Einige meiner Spieler haben das mit einer Trainingseinheit verwechselt.“

Diese Aussagen sind jedoch nicht ganz fair, denn der Afrika-Meister präsentierte sich nicht nur kompakt, sondern auch taktisch hervorragend eingestellt. Den Erfolg darf sich Teamchef Hassan Shehata an die Brust heften, er hat aus den Ägyptern einen Semifinalkandidaten geformt. „Diese Leistung gibt uns große Hoffnung.“ Wer Italien schlägt, so die Meinung der Ägypter, könne auch die USA am Sonntag in Rustenburg bezwingen.

Die Freude über den Triumph wurde allerdings etwas getrübt, Einbrecher hatten im Mannschaftsquartier ihr Unwesen getrieben. Mehrere tausend US-Dollar sollen aus den Räumlichkeiten der Spieler abhanden gekommen sein. Die Mini-WM in Südafrika ist eben voller Überraschungen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.06.2009)

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