Beim Confederations Cup wird der Fußball zur Nebensache.
Johannesburg. „Vielleicht haben es die Europäer noch nicht gemerkt, dass sie nicht mehr unsere Kolonialherren sind!“ Dieser Satz stammte vom südafrikanischen Sportjournalisten Mninawa Ntloko. Und der Satz war am Samstag in der Zeitung „The Weekender“ zu lesen. Er spiegelt die Stimmung in jenem Land wider, das nächstes Jahr die Fußballweltmeisterschaft ausrichten wird. Man fühlt sich von den „arroganten Europäern“ von oben herab behandelt. Denn die Europäer stoßen sich an den Vuvuzelas, den traditionellen Blechtrompeten, mit denen die Fans ihre Mannschaft anfeuern.
Spaniens Mittelfeldspieler Xabi Alonso war einer der Ersten, die sich über das lautstarke Getröte mokierten. Nun trat auch der Trainer der niederländischen Elf auf die Barrikaden: „Im Fernsehen sind sie schon lästig genug, aber im Stadion ist es richtig widerlich“, teilte Bert Van Marwijk Journalisten mit. „Man möchte während des Spiels seine Mannschaft instruieren, aber das ist bei dem Lärm fast unmöglich. Meiner Meinung nach sollten die Trompeten im Stadion verboten werden.“ Und so kam es, dass die Generalprobe für die WM 2010 in der südafrikanischen Bevölkerung doch noch für Emotionen sorgt.
Mninawa Ntoko erinnert an die Vergabe der Endrunde an Südafrika in Zürich. Dort präsentierte sich das Gastgeberland natürlich auch mit den Vuvuzelas. Damals habe sich niemand daran gestoßen. „Aber nein: Da waren sie zu beschäftigt beim Versuch, Südafrika bei der Fifa zu diskreditieren“, meinte der Sportreporter und spielte auf die überwiegend negative Berichterstattung in Europa über Südafrika an.
Fifa-Präsident Sepp Blatter ist der Streit äußerst peinlich. Er betonte, dass die Plastiktrompeten während des Confed-Cups weiterhin erlaubt sein werden. Allerdings müsse man sich überlegen, ob dies auch nächstes Jahr so sein wird. Es gehe nicht darum, „die afrikanische Weltmeisterschaft zu europäisieren“, betonte er. Aber bei der Fifa seien Tausende E-Mails von Fans eingetroffen, die für eine Verbannung des Instruments plädieren.
So nebenbei wird heute auch Fußball gespielt: Italien – Brasilien, Ägypten – USA (20.30 Uhr, DSF und ORF Sport plus).
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2009)