Frankreichs Rechtspopulisten gewannen bei den Regionalwahlen keine einzige Region - trotzdem gelang ein Stimmenrekord. Die Konservativen um Ex-Staatschef Sarkozy wurden stärkste Kraft.
Vor einer Woche triumphierte der Front National (FN) bei den Regionalwahlen in Frankreich - jetzt gab es eine kalte Dusche für die Partei von Marine Le Pen. Im zweiten und entscheidenden Wahlgang gewannen die Rechtspopulisten am Sonntag keine einzige Region. Der Sieg ging an das konservativ-bürgerliche Lager um Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy, das in sieben der 13 französischen Regionen vorne lag und damit zur stärksten Kraft avancierte, wie das Innenministerium in der Nacht auf Montag begkanntgab. Die Sozialisten von Präsident Francois Hollande und verbündete Linksparteien gewannen in fünf Regionen - und hielten ihre Verluste damit kleiner als prognostiziert.
Besonders überraschend war die klare Niederlage von Parteichefin Marine Le Pen, die als FN-Spitzenkandidatin in der Region Nord-Pas-de-Calais-Picardie angetreten war. Im Duell gegen den konservativen Kandidaten Xavier Bertrand kam die Tochter von FN-Gründer Jean-Marie Le Pen auf nur knapp 43 Prozent. Ihre Nichte Marion Marechal-Le Pen unterlag in der südfranzösischen Region Provence-Alpes-Cote d'Azur ihrem konservativen Kontrahenten Christian Estrosi.
Dennoch zeigte sich FN-Chefin Le Pen am Sonntagabend kämpferisch: "Nichts wird uns aufhalten können", rief sie ihren Anhängern zu. Der Aufstieg ihrer Partei sei "unabwendbar". "Der Front National hat die Zahl seiner Vertreter in den Regionalparlamenten verdreifachen können und wird damit künftig die erste Oppositionskraft in den meisten Regionalparlamenten in Frankreich."
Tatsächlich konnten die Rechtspopulisten mehr Wählerstimmen auf sich vereinen als jemals zuvor: Rund 6,6 Millionen Franzosen wählten die rechtspopulistische Partei. Bei den Präsidentschaftswahlen 2012 hatten rund 6,4 Millionen Franzosen für Marine Le Pen gestimmt. Damals hatte es die FN-Chefin nicht in die zweite Wahlrunde geschafft. Umfragen zufolge könnte ihr das bei den Präsidentschaftswahlen im Frühjahr 2017 aber gelingen. Die jetzigen Regionalwahlen waren der letzte große Urnengang vor den Präsidentschaftswahlen und gelten deswegen als wichtiges Stimmungsbarometer.
Le Pen und ihre Nichte hatten bei den Regionalwahlen lange Zeit als klare Favoritinnen in ihren Regionen gegolten und waren im ersten Wahlgang mit deutlichem Vorsprung auf dem ersten Platz gelandet. Für den zweiten Wahlgang zogen aber die Sozialisten in diesen beiden Regionen ihre Wahllisten zurück und riefen zur Wahl der konservativen Kandidaten auf, um dem FN den Weg zu einem Sieg zu verbauen.
Valls: "Sperre" gegen Rechtspopulisten
Der sozialistische Premierminister Manuel Valls dankte den linken Wählern am Sonntagabend, eine "Sperre" gegen die Rechtspopulisten errichtet zu haben. Er mahnte zugleich: "Keine Erleichterung, kein Triumphgefühl. Die Gefahr der Rechtsextremen ist noch nicht gebannt." Es müsse gezeigt werden, dass es ein "Weiter so" nicht geben könne.
Der Chef der konservativen Republikaner, Ex-Regierungschef Nicolas Sarkozy, erklärte, die hohe Stimmenzahl für den FN müsse eine Warnung für alle Politiker der etablierten Parteien sein. FN-Chefin Marine Le Pen sagte, in Frankreich habe sich ein Zwei-Parteien-System herausgebildet. Jetzt stünden sich Anhänger der Globalisierung den Patrioten gegenüber.
Auf einen Blick
Landesweit landete der Front National bei den Regionalwahlen in Frankreich mit rund 27 Prozent der Stimmen auf dem dritten Platz, hinter dem konservativ-bürgerlichen Lager mit knapp 41 Prozent und dem linken Lager mit knapp 30 Prozent. Auf der Mittelmeerinsel Korsika gewannen die Nationalisten. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 59 Prozent und damit deutlich höher als in der ersten Runde.
(APA/AFP)