»Prechtige« Bestseller

(c) Jens Komossa
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Was der Autor Richard David Precht anfasst, wird zum Erfolg.

Ein Interview mit Richard David Precht zu vereinbaren ist nicht gerade einfach. Obwohl der Termin vier Wochen im voraus fixiert ist, wird er noch mehrfach nach vorne und nach hinten verschoben. Der Mann ist im Halbstundentakt ausgebucht.

Der Autor mit dem klaren Blick und dem nicht gerade unangenehmen Äußeren wird in Deutschland schon seit seinem vorigen Buch, der Philosophiefibel „Wer bin ich – und wenn ja, wie viele“, wie ein „Popstar“ behandelt; als pflegeleichter Rundum-Philosoph, der gern zu allem Stellung bezieht – egal, ob in der Late-Night-Show des Westdeutschen Rundfunks oder im „Spiegel“. Letzterer bescheinigt dem 43-jährigen Vater eines Sohnes, der in zweiter Ehe mit der luxemburgischen Moderatorin Caroline Mart und deren drei Kindern in Köln und Luxemburg lebt, er würde mit seinen „Nietzsche-Brauen und den blassen Zügen“ gut den Intellektuellen auf der Leinwand geben.

Dabei ist sein eigentlicher Vorteil nicht das Äußere, sondern seine Art, zu sprechen: einfach und pointiert. Dass der Deutsche einen Hang zur Eitelkeit hat, ist nicht zu leugnen. Seine Kindheit als Sohn einer politisch links orientieren Familie (der Vater war Industriedesigner Hans-Jürgen Precht), die in den 70er-Jahren zwei Kinder aus Vietnam adoptierte, verarbeitet er in dem Film „Lenin kam nur bis Lüdenscheid“. Den jungen Precht spielt der echte Precht.

Nach dem Philosophie- und Germanistikstudium schreibt Precht Romane und Artikel. Mit „Wer bin ich“ gelingt ihm ein Glücksgriff, das Buch bleibt 57 Wochen lang auf den Bestsellerlisten. Seine Berühmtheit wirft aber auch das ein oder andere Problem auf. Zum Beispiel die eine Frage in Bezug auf die Liebe, die Precht nicht mehr hören kann: „Die nach meinem Privatleben. Alle wollen plötzlich wissen, wie meine Frau und ich versuchen, das hinzukriegen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2009)

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