Blatter kritisiert Fifa-Sperre: "Acht Jahre, für was?"

Sepp Blatter und Michel Platini im Mai 2015.
Sepp Blatter und Michel Platini im Mai 2015.(c) AFP (Michael Buholzer)
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Die Fifa-Ethikkommission sperrt Fifa-Präsident Sepp Blatter und Uefa-Boss Michel Platini für acht Jahre. Ihre Tage im Weltfußball sind wohl gezählt.

FIFA-Chef Joseph Blatter und UEFA-Präsident Michel Platini sind von der Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes für je acht Jahre gesperrt worden. Das teilte das Gremium unter dem Vorsitz des deutschen Richters Hans-Joachim Eckert am Montag mit. Für diese Zeitspanne sind die beiden von sämtlichen Aktivitäten im Fußball ausgeschlossen. Am 8. Oktober waren Blatter und Platini bereits für 90 Tage suspendiert worden.

Platini kann eine Präsidentschaft bei der Fifa somit abhaken. Auch die sportpolitische Laufbahn Blatters dürfte mit dieser Entscheidung beendet sein. Beide Funktionäre hatten für den Fall einer weiteren Sperre Einsprüche angekündigt. Möglich wären ein Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS und das Schweizer Bundesgericht. Diesen wird Blatter auch antreten, wie er in einer ersten Stellungnahme bekanntgab.

Zum Verhängnis wurde beiden eine dubiose Zahlung von 1,8 Millionen Euro, die Platini im Jahr 2011 von Blatter angeblich für lange zurückliegende Beratertätigkeiten erhalten hatte. Blatter und Platini sagten, die Zahlung habe auf einem mündlichen Vertrag basiert.

"Keine rechtliche Grundlage"

Die Ermittler vermuten hingegen Schmiergeld für Blatters Sieg bei der FIFA-Präsidentschaftswahl im Sommer des gleichen Jahres. "Herr Blatter hat in seiner Funktion als FIFA-Präsident diese Zahlung autorisiert, die aber keine rechtliche Grundlage hatte", teilte die Ethikkommission mit. Blatters Behauptung eines mündlichen Vertrages wurde als nicht überzeugend zurückgewiesen.

Blatter wurde zudem zu einer Geldstrafe in Höhe von 50.000 (rund 46.000 Euro) Schweizer Franken verurteilt, Platini muss eine Geldstrafe in Höhe von 80.000 (rund 74.000) Schweizer Franken zahlen.

"Acht Jahre, für was?"

Joseph Blatter äußerte sich Montagvormittag gegenüber der Presse. Er bedauere das Urteil, "es tut mir leid, dass ich der 'Punching Ball' bin. Es tut mir für den Fußball leid." Der Schweizer hatte ursprünglich gehofft, die Ethikkommission von seiner Unschuld überzeugt zu haben, sprach von einem Gentlemen's Agreement, das er mit Platini bereits 1980 abgeschlossen hatte.

"Die Richterkammer hat diese Übereinkunft geleugnet. Ich wurde acht Jahre suspendiert, aber ich werde kämpfen. Acht Jahre, für was? Ich muss kämpfen, um die Rechte wieder an ihre Stelle zu setzen. Ich schäme mich, dass dieses Komitee existiert. Es hat kein Recht, gegen den Präsidenten vorzugehen. Diese Angelegenheit so zu lösen, ist nicht möglich. Man glaubt Platini nicht, man glaubt mir nicht. Ich habe niemals mit Geld betrogen, wir werden als Lügner dargestellt."

Platini: "Maskerade"

Michel Platini hat seine Sperre als "echte Maskerade" bezeichnet. Der französische UEFA-Boss kündigte an, gegen das Urteil vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS zu ziehen. Der Rückendeckung von Europas Fußball-Union darf sich Platini vorerst gewiss sein.

"Ich bin mit meinem Gewissen im Reinen", erklärte Platini in einem der Nachrichtenagentur AFP zugesandten Statement. Neben dem Einspruch vor dem CAS denke er auch den Gang vor zivile Gerichte an, "um Schadenersatz für all die Vorverurteilungen, die ich in sehr langen Wochen erdulden musste, zu erhalten". Ziel sei es einzig, seinen Namen zu "beschmutzen". Der 60-Jährige sah dahinter ein abgekartetes Spiel: "Dieses Urteil ist nur ein pathetischer Vorwand für den Wunsch, mich aus der Welt des Fußballs zu eliminieren."

Das angestrebte Amt als FIFA-Präsident ist für Platini dennoch nun außer Reichweite. Der einstige Weltklassekicker galt lange Zeit als sportpolitischer Überflieger, dessen Weg ihn eines Tages auf den höchsten Posten im Weltfußball führen würde. Als Blatter Anfang Juni seinen Rückzug an der FIFA-Spitze verkündete, schien Platini in der Wahl am 26. Februar 2016 als erklärter Favorit auf den Posten. Doch nun liegt seine Funktionärskarriere ein halbes Jahr vor seiner Heim-EM in Frankreich in Schutt und Asche.

Die UEFA stand nach dem Bann durch den Weltverband auch weiter hinter ihrem Chef. "Die UEFA unterstützt Michel Platinis Recht auf ein ordentliches Verfahren und die Möglichkeit, seinen Namen reinzuwaschen", hieß es. Für Europa geht nun Gianni Infantino in die FIFA-Wahl. Der UEFA-Generalsekretär gilt als Außenseiter, Favoriten auf den Posten ist für die Buchmacher nun der asiatische Verbandschef Scheich Salman bin Ibrahim al-Khalifa.

(Red.)

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