Marcel Hirscher: „Adaptieren und herantasten“

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Marcel Hirscher gewann den Slalom in Santa Caterina vor dem Norweger Henrik Kristoffersen. Dessen Dominanz sei aber noch lange nicht gebrochen, sagte der Sieger überzeugt.

Santa Caterina. Marcel Hirscher hat es in Santa Caterina wieder einmal allen gezeigt. Mit seinem 17. Slalomsieg und dem 36. Erfolg insgesamt zog er im ewigen Ranking mit Benjamin Raich gleich, aus der rot-weiß-roten Garde liegt nur noch Hermann Maier (54) vor Hirscher.

Im ersten Rennen des Jahres schlug der Annaberger imposant zurück, war 21 Hundertstel schneller als sein größter Rivale Henrik Kristoffersen, der die ersten beiden Slalomläufe dieses Winters gewonnen hatte. Die Dominanz des Norwegers habe er damit aber noch lange nicht gebrochen, meinte Hirscher. „Der Sieg gibt mir neue Motivation und Kraft, um im Training neue Grenzen zu legen. Das war aber nicht des Rätsels Lösung.“

Nach dem ersten Durchgang hatte sich ein Hunderstelkrimi abgezeichnet. Das Spitzentrio Alexander Choroschilow (wurde Dritter), Kristoffersen und Hirscher war nur eine Zehntelsekunde auseinandergelegen. „Position zumindest halten“, lautete da noch Hirschers Vorgabe. Doch im zweiten Durchgang legte der Salzburger mit beeindruckender Laufbestzeit vor, weder der Norweger noch der Russe vermochten zurückzuschlagen. Der Niederösterreicher Marc Digruber schaffte die zweitbeste Laufzeit in Durchgang zwei und feierte mit Platz neun sein bislang bestes Weltcup-Resultat.

Immer am Limit

Kristoffersen hatte in Val d'Isère und Madonna di Campiglio unantastbar gewirkt, die Konkurrenz ins Staunen versetzt. Doch in Santa Caterina herrschten andere Verhältnisse. Der Hang als Mittelding zwischen steil und flach sei dem Norweger nicht entgegengekommen, erklärte Hirscher. „Wir haben wieder eine Kleinigkeit adaptiert, man kann sich herantasten.“ Die unberechenbare Piste mit unterschiedlicher Eisauflage – einmal aggressiv, dann wieder rutschig – verlangte den Läufern körperlich alles ab. „Brutal zach“, resümierte Hirscher.

Kristoffersen kostete ein Fehler im Flachteil sehr viel Zeit. „So ist Skifahren. Man fährt so am Limit, da kann ein kleiner Fehler passieren. Ich bin zufrieden mit dem Lauf.“ Nach einem achten und einem zwölften Platz hat sich Choroschilow wieder zurückgemeldet. Der Schladming-Sieger des Vorjahres stand zum ersten Mal in diesem Winter wieder auf dem Podest.

Für Hirscher – er gewann viermal in Serie den Gesamtweltcup – bleibt aber Kristoffersen im Slalom das Maß der Dinge. Deshalb studiert er auch weiterhin jede Fahrt seines Gegners im Video, es ist gewissermaßen seine Form der Weiterbildung. Zumindest den möglichen Sieges-Hattrick des 21-Jährigen hat Hirscher mit seinem Triumph verhindert. Es wäre außerdem der bereits zehnte norwegische Weltcupsieg in diesem Winter gewesen. Neun Mal gewannen die Herren um Kristoffersen und Aksel Lund Svindal, einen Tag vor Hirscher feierte Nina Loseth beim Damenslalom in Santa Caterina ihre Siegpremiere.

Kristoffersen erhält am Sonntag in Adelboden die nächste Gelegenheit, um zurückzuschlagen. Tags zuvor findet der RTL statt.

Pongau-Rennen der Damen

Für Österreichs Skidamen präsentiert sich der Weltcup als Heimspiel im Salzburger Pongau. Nach der Absage in St. Anton sind Zauchensee und das keine 20 Straßenkilometer entfernte Flachau Schauplätze der kommenden drei Weltcuprennen. Ab heute wird in Zauchensee trainiert, am Samstag steigt die Sprintabfahrt, am Sonntag der Super-G. Zwei Tage danach erlebt Flachau den Nachtslalom.



SLALOM santa caterina

1. Marcel Hirscher (AUT) 1:54,54 Min.
2.
Henrik Kristoffersen (NOR) +0,21 Sek.
3.
Alexander Choroschilow (RUS) +0,32
Weiters 4.
Neureuther (GER) +1,07, Dopfer (GER) +1,07 6. Yule (SUI) +1,25 7. Lizeroux (FRA) +1,38 8. Pinturault (FRA) +1,47 9. Digruber (AUT) +1,57 10. Solevaag (NOR) +1,60 16. Feller (AUT) +2,18 19. Michael Matt (AUT) +2,64.

Slalom-Weltcup (nach 3 Rennen): 1. Kristoffersen 280 2. Hirscher 260 3. Choroschilow 114.

Gesamtweltcup (nach 15 Rennen): 1. Hirscher 721 2. Svindal 636 3. Kristoffersen 471.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.01.2016)

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