Südamerika. Mehrere Länder raten Frauen ab, schwanger zu werden. Babys infizierter Mütter können mit Fehlbildungen auf die Welt kommen.
Bogotá/Kingston/Brasília. Zunächst Jamaica, nun auch Kolumbien: Beide Länder haben Frauen geraten, geplante Schwangerschaften einstweilen zu verschieben. Grund ist das Zika-Virus, das sich derzeit in Südamerika rasant ausbreitet. Die kolumbianische Gesundheitsbehörde geht von insgesamt 11.000 Fällen einer Infektion aus, Brasilien gar von 1,5 Millionen. Bis nach Jamaica hat es das Virus, das von Mücken übertragen wird, zwar noch nicht geschafft; aber laut Gesundheitsbehörde ist es nur eine Frage der Zeit.
Wenn Frauen mit dem Zika-Virus infiziert sind, besteht der Verdacht, dass die Gehirnentwicklung des Embryos beeinträchtigt wird. Allein seit Oktober wurden in Brasilien 3500 Babys und Föten mit Microzephalie, also einem zu kleinen Kopf, registriert. Die Entwicklung des Babys kann dadurch gestört werden. Viele Babys sind seit Auftauchen des Virus in Südamerika gestorben. Am Dienstag wurden die ersten Fälle in Bolivien und den USA, auf der Insel Hawaii, bekannt. Bei nicht Schwangeren verursacht das Zika-Virus für einige Tage Fieber, Ausschlag und Gelenkschmerzen. Einen Impfstoff gegen das Virus gibt es nicht.
Gefahrenzone Sommerspiele
Übertragen werden die Erreger von der Aedes-Stechmücke, die auch das Dengue-Fieber verbreitet. Erstmals wurde das Virus in den 1940er-Jahren bei Affen in Uganda registriert. Vermutlich ist das Zika-Virus während der Fußballweltmeisterschaft 2014 nach Brasilien importiert worden. In Rio de Janeiro finden heuer die Olympischen Sommerspiele statt. Es wird befürchtet, dass sich der Erreger von dort aus neuerlich in andere Weltregionen verbreitet. (red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2016)