Hundstorfer „auf zu neuen Ufern“

ANGELOBUNG NEUE MINISTER: FISCHER / MITTERLEHNER / FAYMANN / ST�GER / KLUG / DOSKOZIL
ANGELOBUNG NEUE MINISTER: FISCHER / MITTERLEHNER / FAYMANN / ST�GER / KLUG / DOSKOZIL(c) APA/HERBERT PFARRHOFER
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Gestern legte Rudolf Hundstorfer sein Amt des Sozialministers zurück. Heute steigt er offiziell in den Wahlkampf ein. Auf einen vorzeitigen Einzug in die Hofburg verzichtete er trotzdem.

Wien. Hans Niessl konnte es wohl kaum erwarten. Fast eine halbe Stunde vor dem offiziellen Termin wartete der burgenländische Landeshauptmann schon in der Hofburg. Aber schließlich war es auch für ihn ein wichtiger Tag: Denn die Bundesregierung ist seit gestern um einen Burgenländer reicher. Niessls ehemaliger Büroleiter und Landespolizeidirektor, Hans Peter Doskozil, wurde offiziell von Bundespräsident Heinz Fischer als Verteidigungsminister angelobt.

Der Hofburg hat es Doskozil also gleich doppelt zu verdanken, dass er nun Teil der Koalition ist: Am Dienstag legte Rudolf Hundstorfer offiziell sein Amt des Sozialministers zurück. Der 64-jährige Wiener konzentriert sich nun auf den Wahlkampf für das Bundespräsidentenamt. Und seine Kandidatur hatte einen Ressort-Reigen in der Regierung zur Folge: Alois Stöger folgt Hundstorfer ins Sozialministerium nach, seinen Platz im Verkehrsressort übernimmt Ex-Verteidigungsminister Gerald Klug. Den freien Job in der Roßauer Lände sicherte sich eben Doskozil.

Die Chance auf einen vorzeitigen Einzug in die Hofburg ließ Hundstorfer am Dienstag aber dennoch aus: Der 64-jährige Wiener verzichtete auf einen Auftritt in der Präsidentschaftskanzlei.

„Die Hütte ist die Hütte“

Dafür hatte er einen seiner üblichen launigen Auftritte, als er am Nachmittag Stöger für die Amtsübergabe in seinem (Ex-)Büro empfing: „Hallihallo“, rief er den Journalisten zu. Und zu seinem Nachfolger sagte der Hofburg-Kandidat: „Lieber Alois, du hast ja schon ein paar Ministerien ausprobiert, aber die Hütte ist die Hütte.“

Hundstorfer wünschte Stöger „viel Spaß“ mit seinem Amt, „denn das gehört dazu“. Und zwar „auch wenn die Probleme manchmal Himalaya-mäßig sind“.

Und auch wenn sich die Österreicher laut Hundstorfer üblicherweise schwertun, diesen Berg zu besteigen, fiel seine Bilanz über die vergangenen sieben Jahre im Sozialressort recht selbstbewusst aus: „Ups and downs“ habe es zwar wohl gegeben, vieles sei aber gelungen – auch Meilensteine wie das Pensionskonto seien gesetzt worden. Für ihn heiße es jetzt „auf zu neuen Ufern“.

Allerdings nicht ohne das übliche Abschiedsgeschenk: Stöger bekam praktischerweise den Zentralschlüssel des Hauses. Hundstorfer bat Stöger gleich um eine Übernahmebestätigung. Die trockene Antwort des neues Ressortchefs: „Amt ist Amt.“ Hundstorfer bekam von ihm im Gegenzug einen Bildband „125 Jahre Metallergewerkschaft“ mit Widmungen von (Alt-)Präsidenten.

Mit der offiziellen Übergabe taucht Hundstorfer nun in eine neue Rolle: Auch nach seiner Präsentation als Bundespräsidentschaftskandidat hielt sich der langjährige Minister betont mit Wahlkampftönen zurück. Das dürfte sich ab heute ändern: Immerhin steht sein erster Termin als Hofburg-Anwärter an. Hundstorfer besucht einen Lehrbetrieb von Jugend am Werk in Wien Brigittenau.

Mitterlehner in der Hofburg

Von den schwarzen Koalitionskollegen war am Dienstag übrigens nur einer in der Hofburg vertreten: Vizekanzler Reinhold Mitterlehner. Ob auch er auf den Geschmack gekommen sei, sein Regierungsteam umzubilden? „Nein, ich bin nur aus formalen Gründen hier“, sagte er. Schließlich hat die ÖVP mit Andreas Khol schon länger einen Kandidaten ernannt. Und seit Dienstag, offiziell, einen neuen Gegner.

AUF EINEN BLICK

Rochaden. Gestern, Dienstag, legte Rudolf Hundstorfer sein Amt als Sozialminister zurück. Die Schlüssel für sein Büro übergab er seinem Nachfolger, Alois Stöger. Dieser hinterlässt wiederum einen freien Posten im Verkehrsressort. Heute, Mittwoch, übergibt er sein Amt an Gerald Klug. Klug war schon bisher Minister – für Sport und Verteidigung. Diesen Job übernimmt Hans Peter Doskozil – das einzig neue Gesicht in der Runde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2016)

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