Serie 4/22. Mentor hieß der väterliche Freund, der den jungen Telemachos ausbildete, während sein Vater Odysseus auf großer Fahrt war.
Mentoren heißen auch die erfahrenen Führungskräfte, die jungen Hoffnungsträgern auf die Sprünge helfen. Ein guter Mentor ist Vorbild, Ratgeber, Coach, Kritiker und Förderer zugleich. Er kann von inner- oder außerhalb des Unternehmens kommen. Bloß der eigene Chef sollte es nicht sein.
Wenn Sie sich auf die Suche nach einem solchen väterlichen (oder mütterlichen) Freund machen, denken Sie vorher nach, was Sie eigentlich von ihm erwarten:
- Wollen Sie sporadische Ratschläge (immer wenn es brennt) oder regelmäßiges Feedback?
- Wie viel Zeit wollen Sie mit ihm verbringen? Einmal pro Woche? Pro Monat? Die meisten Mentoren stehen mitten im Wirtschaftsleben und haben einen vollen Terminkalender.
- Suchen Sie einen fachlichen Experten oder eine erfahrenen Ratgeber für persönliche Themen? Bei letzterem: Sind Sie bereit, die Siegermaske abzulegen und über Ihre Schwächen zu reden?
- Und zuletzt: Was hat Ihr Mentor davon, mit Ihnen zu arbeiten? Bei allem Gutmenschentum: Zumindest der Reputation müssen Sie nützlich sein.
Machen Sie sich erst ein Bild, wie Sie sich Ihren persönlichen Guru vorstellen. Dann gehen Sie auf die Suche. Haben Sie ihn entdeckt, tragen Sie Ihr Anliegen vor. Jetzt kommt es auf den Tonfall an: nicht bittstellerisch-unterwürfig (würden Sie ein Mäuschen coachen wollen?), sondern ebenbürtig (aber eben jünger) und auf Augenhöhe.
Stellen Sie Ihren bisherigen Werdegang vor, Ihre Wünsche und Ziele. Flechten Sie auch dezent den Nutzen ein, den er von der Verbindung hat.
Letzter Tipp: Belassen Sie es nicht bei einem Lippenbekenntnis ("Na gut, dann mache ich Ihnen eben den Mentor"), sondern schließen Sie einen Vertrag ab, mit dem sich beide Seiten binden. Und vergessen Sie nicht, regelmäßig Bilanz zu ziehen.
Nächste Woche:
Crashkurs Führung: Der erste Auftritt
Die Anregungen für diese Serie stammen aus
Mario Neumann: „Abenteuer Führung“, Campus Verlag