Russlands modernste "Raubvögel" fliegen über Syrien

Su-35S der russischen Luftwaffe
Su-35S der russischen Luftwaffewikipedia/Alexander Markin
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Vier nagelneue Luftüberlegenheitsjäger Suchoi Su-35S "Flanker-E" sind nach Syrien überstellt worden - als Begleiter für Jagdbomber und wohl auch als Wink mit dem Zaunpfahl an andere Mächte.

Laut Berichten in russischen Medien und westlichen Luftfahrtmagazinen wie "The Aviationist" ist vor kurzem einer der besten und modernsten "Raubvögel" der russischen Luftfahrtindustrie in den Kriegsschauplatz Syrien eingeflogen: die Suchoi Su-35S "Flanker-E", ein Mehrzweckkampflugzeug mit Schwerpunkt als Luftüberlegenheitsjäger, das in seiner aktuellen Gestalt erst seit etwa 2009 produziert wird. Die vier konkret nach Syrien überstellten Maschinen (via Iran und Irak) seien sogar erst im Herbst an Russlands Luftwaffe ausgeliefert worden und sohin nagelneu, teilte der russische Generalstab diese Woche mit.

Die vier Jets sind auf den vorigen Herbst etablierten russischen Luftwaffenstützpunkt nahe Latakia überstellt worden; zuvor waren dort schon etwa 36 Düsenkampfflugzeuge verschiedenster Modelle und etwa 20 Hubschrauber stationiert, die Russen sprechen gar von mindestens 70 Flugzeugen und Hubschraubern.

Ultrabeweglich in der Luft

Die Su-35S ist ein Jäger der "Generation 4+" (teils liest man "4++") ähnlich wie die "Typhoon" von Eurofighter und die französische "Rafale" von Dassault. Bei ihrer Konstruktion wurde auf Tarnkappenfähigkeit, also schlechte Sichtbarkeit im Radar, nicht besonders Wert gelegt, wie es US-Flugzeugbauer tun. Stattdessen baute Suchoi auf eine besondere, wirklich verblüffende Beweglichkeit im Flug, die man etwa mittels beweglicher Düsenauslässe ("Schubvektorsteuerung) erzielte - siehe die netten Videos am Ende.

Das Gerät, das grundsätzlich aerodynamisch instabil ausgelegt und nur dank der elektronischen Flugsteuerung beherrschbar ist, scheint sich förmlich in die Luft zu krallen und sogar darin stehen bleiben zu können. Gerade diese grundsätzliche Instabilität ermöglich aber umgekehrt erst die enorme Beweglichkeit, da gewisse Manöver bei stabiler Flugzeuggeometrie nicht oder kaum möglich sind.

Nette Montage eines Su-35-Manövers bei der Air Show in Paris, 2013
Nette Montage eines Su-35-Manövers bei der Air Show in Paris, 2013wikipedia/Picture by Motti/CC-BY-SA 3.0

Im westlichen Sprachgebrauch gelten die an sich relativ grobschlächtig wirkenden Jets, die acht bis neun Tonnen Waffenlast mitführen und einen Einsatzradius von rund 1600 Kilometer erzielen können, daher als "supermaneuverable", und dieses Modell der "Flanker", das auf die ältere Su-27 mit dem gleichnamigen Nato-Namen zurückgeht, auch als als "Super Flanker".

Geste der Bestimmtheit an die Türken

Die Maschinen in Syrien sollen typgemäß andere Flugzeuge bei Angriffen begleiten und schützen. Sie dürften aber auch ein Wink mit dem fliegenden Zaunpfahl in Richtung anderer Mitwirkender des Kriegs in der Region sein, insbesondere hinsichtlich der Türkei: Im November hatte eine türkische F-16 einen russischen Su-24 "Fencer"-Frontbomber abgeschossen, der einen Zipfel türkischen Luftraums an der syrischen Grenze gequert hatte (Moskau bestreitet Letzteres freilich nach wie vor, siehe auch diese Geschichte). Zuletzt drohte die Türkei erneut, russische oder syrische Maschinen zu beschießen, falls diese die Grenze queren würden.

Laut der russischen Agentur Interfax wurden die vier Jets ursprünglich dem 23. Regiment der 303. Garde-Fliegerdivision der 11. Luft- und Luftverteidigungsarmee in Dzemgi im Fernen Osten Russlands nahe Komsomolsk-on-Amur zugeteilt. Über Syrien können die Piloten damit erstmals diese brandneuen Flugzeuge in einem "echten" kriegerischen Umfeld testen.

Super Flanker in kälteren Zonen
Super Flanker in kälteren ZonenSuchoi

Die älteren Su-27 waren schon in den 1980ern entwickelt worden. Zeitgleich bastelte man an der verbesserten Version Su-35, brachte das aber nach dem Ende der UdSSR lange nicht zu Ende und fing erst 2003 erneut damit an, jetzt als Su-35S und auch mit Hinsicht auf den Export. Einige bis dahin fertige Su-35 wurden von einer Kunstflugstaffel benutzt.

2009 bestellte die russische Luftwaffe vorerst 48 Maschinen der Variante Su-35S, später folgten etwa 60 weitere. Bis Jänner waren mehreren Quellen zu Folge etwa 40 ausgeliefert. China orderte im Vorjahr 24 Maschinen.

>>> Video 1: Su-35 in Paris, 2013

>>> Video 2: Weitere extreme Flugmanöver

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