Opernball 2016: Ein Galopp zum Jubiläum

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Mit dem spanischen Startenor Plácido Domingo und dem „Klipp-Klapp-Galopp“ wurde am Donnerstag der 60. Opernball eröffnet.

Der Höhepunkt des diesjährigen Opernballs – oder zumindest einer davon – stand schon im Voraus fest. Zumindest, wenn man die Begeisterung über den Auftritt von Plácido Domingo bei der Generalprobe am Mittwoch als Maßstab nimmt. Für die feierliche Opernball-Eröffnung sang der spanische Opernstar gemeinsam mit der russischen Sopranistin Olga Peretyako das Duett „Lippen schweigen“ aus Franz Lehars „Die lustige Witwe“ – und beendete die Gesangsdarbietung sogar mit einer Walzereinlage. Und für die Ouvertüre zu Gioachino Rossinis „Il Barbiere di Sivigilia“ wollte Domingo auch noch das Staatsopernorchester dirigieren.

Überhaupt war das Eröffnungsprogramm zum 60. Jubiläum voll von Zitaten aus der Geschichte des Balls: Die 144 Debütantenpaare tanzen zu einem Potpourri aus Ausschnitten aus den meistgespielten Stücken der Eröffnungen der vergangenen Jahre: Aus der „Annen-Polka“, der „Feuerfest-Polka“, dem Einzugsmarsch aus „Der Zigeunerbaron“ und dem „Radetzkymarsch“. Die Choreografie – erstmals unter der Verantwortung von Tanzlehrer Roman Svabek, der sich in den vergangenen Jahren schon um den Einzug und den Eröffnungswalzer gekümmert hatte – fiel durchaus flott aus: Genauso wie der „Klipp-Klapp-Galopp“, der aber bis zuletzt ein wenig das Sorgenkind des Tanzlehrers und der Debütanten war – und an dem bis zuletzt noch gefeilt werden musste.

Pamela Anderson statt Alain Delon

Die traditionellen Teile wie die „Fächerpolonaise“ von Carl Michael Ziehrer oder Johann Strauß' „An der schönen blauen Donau“ blieben bestehen. Außerdem wirkte – neben Ballettstars wie Kirill Kourlaev oder Olga Esina – heuer auch wieder der Nachwuchs der Ballettakademie an der Eröffnung mit: in Johann Strauß' „Accelerationen Walzer“ und nach einer Choreografie von Vladimir Malakhov. Ein „Prunkstück“, wie Desiree Treichl-Stürgkh den Jubiläumsball nennt, mit dem sie sich am Donnerstag von ihrer Funktion als Organisatorin verabschiedet.
Und auch für Bundespräsident Heinz Fischer ist das heuer der letzte Opernball in seiner Amtszeit. Die Politik ist auch abgesehen vom Präsidenten prominent vertreten: Kanzler Werner Faymann oder Vizekanzler Reinhold Mitterlehner haben ihr Kommen zugesagt. Die Ministerriege wollten Kanzleramtsminister Josef Ostermayer, Sozialminister Alois Stöger, Justizminister Wolfgang Brandstetter oder Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter vertreten. Letzterer hatte den ungarischen Kanzleramtsminister, János Lázár, als Gast geladen.

Überhaupt war die Gästeliste heuer umfangreich. Moderatorin Barbara Schöneberger, Schauspieler Nicholas Ofczarek, Scala-Chef Alexander Pereira sowie der scheidende Intendant der Bundestheater Günther Rhomberg hatten ihr Kommen angekündigt. Ebenso die Künstler Erwin Wurm (sein Sohn Laurin debütiert heuer) und Christian Ludwig Attersee, Regisseur Stefan Ruzowitzky, Ex-Buhlschaft Sunnyi Melles, Ex-Jedermann Nicholas Ofczarek, Violinistin Lidia Baich, die britische Starköchin Rachel Khoo oder Neo-Dancingstar Gery Keszler. Vom Staatsopern-Ensemble hatten sich unter anderen Adrian Eröd, Nino Machaidze, Aida Garifullina sowie Ildiko Raimondi angesagt.

Und für internationalen Aufputz sorgte einmal mehr Baumeister Richard Lugner: Er hat US-Schauspielerin Brooke Shields und den niederländischen Rapper „Mr. Probz“ eingeladen. Und, Lugner könnte auf den langen Gängen der Oper auch einer alten Bekannten begegnen, schließlich hat er mittlerweile ernsthafte Konkurrenz auf dem Boulevard: Schauspielerin Pamela Anderson, 2003 Lugners Gast, hat spontan ihren Ballbesuch zugesagt. Sie wird die deutsche Unternehmerfamilie Wess (wer RTL II und Ähnliches konsumiert, kennt diese vielleicht als „Botox Boys“) begleiten, nachdem Schauspieler Alain Delon seinen Besuch nach einem Schwächeanfall kurzfristig absagen musste. Statt ihm wollte sein Sohn Anthony Delon kommen. Und mit ihm zusätzlicher Stoff für den Boulevard: War Anthony Delon doch einst mit Brooke Shields liiert. Ebenfalls in diese Kategorie fallen dann wohl die Ballbesuche von Ex-Dschungelcamperin Helena Fürst oder „Germany's next Topmodel“-Siegerin Barbara Meier.

Ballorganisatorin Desirée Treichl-Stürgkh hat mit diesen (bezahlten) Gästen nun offenbar ihren Frieden geschlossen, nachdem es in ihrer Laufbahn schon den einen oder anderen Konflikt um die Gossip-Gäste gab. Sie finde es toll, Brooke Shields sei ein Aufputz für den Ball, gab die scheidende Organisatorin zu Protokoll. Wer den Opernball 2017 organisieren wird, das war heuer natürlich großes Thema – im Gespräch sind Sponsoring-Expertin Alexandra Hilverth oder Ex-Hofburg-Geschäftsführerin Renate Danler, die Zeichen deuten aber auf Maria Großbauer, die Frau des Philharmoniker-Chefs.

Großes Thema Sicherheit

Auch ein großes Gesprächsthema: die schwierige Sicherheitslage nach den Terroranschlägen in Europa. Obwohl laut Innenministerium derzeit „in ganz Europa von einer erhöhten Gefährdungssituation“ auszugehen ist, gab es für den Ball keine spezielle Warnung. Seitens der Oper traf man allerdings entsprechende Vorkehrungen. Rund 250 Personen waren für die Sicherheit abgestellt. Bereits im Vorfeld wurde die Oper mehrfach etwa mit Sprengstoffhunden überprüft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2016)

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