Zugunglück: Kein dringender Verdacht gegen Fahrdienstleiter

Polizisten bei der Unglücksstelle bei Bad Aibling in Bayern.
Polizisten bei der Unglücksstelle bei Bad Aibling in Bayern.APA/dpa/Sven Hoppe
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Ein Fehler des Fahrdienstleisters könne noch nicht ausgeschlossen werden, doch die Ermittlungen stünden erst am Anfang.

Nach ersten Vernehmungen der Polizei ergibt sich im Zusammenhang mit dem Zugsunglück von Bad Aibling in Bayern kein dringender Verdacht gegen den Fahrdienstleiter. "Wir wehren uns vehement gegen dieses Gerücht", sagte Polizeisprecher Jürgen Thalmeier am Mittwoch am Unglücksort im Hinblick auf entsprechende Berichte.

Zwar könne ein Fehler oder Vergehen des Diensthabenden auch nicht ausgeschlossen werden; die Ermittlungen stünden noch am Anfang. Doch sei der Fahrdienstleiter bereits unmittelbar nach dem Zusammenstoß der zwei Regionalzüge am Dienstag befragt worden. Daraus ergebe sich "noch kein dringender Tatverdacht", betonte Thalmeier.

50-köpfige Sonderkommission

Die Deutsche Presse-Agentur hatte aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass die Tragödie auf der Strecke Holzkirchen-Rosenheim durch menschliches Versagen ausgelöst worden sei. Derzeit ermitteln die Beamten auch im Stellwerk von Bad Aibling. Wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bekannt gab, arbeitet inzwischen eine 50-köpfige Sonderkommission der Kriminalpolizei an dem Fall.

Die Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland hatten unter Berufung auf Ermittlerkreise berichtet, ein Bahnmitarbeiter habe möglicherweise das automatische Sicherheitssystem außer Kraft gesetzt, um einen verspäteten Triebwagen durchfahren zu lassen. Daraufhin sei es zur Kollision gekommen.

Zudem steht inzwischen die Identität von neun der zehn Opfer fest. Dabei handelt es sich ausschließlich um Männer im Alter von 24 bis 60 Jahren, sagte Thalmeier. Sie alle stammten aus der Region. Unter ihnen seien auch die zwei Lokführer sowie ein Lehr-Lokführer, der routinemäßig einen der beiden Männer auf seiner Fahrt begleitete. Es sei kein Österreicher unter den Toten oder den Schwerverletzten, hieß es von Seiten des österreichischen Außenamts.

"Es wird niemand mehr vermisst"

Die Einsatzkräfte gehen davon aus, dass sich kein Passagier mehr in den Trümmern befindet. "Es wird niemand mehr vermisst", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd am Mittwoch. Nachdem alle Personalien abgeglichen worden seien, dürfte sich kein weiteres Opfer in den beiden havarierten Zügen befinden. Der Sprecher war zudem zuversichtlich, dass alle Verletzten überleben werden. "Wir dürfen optimistisch sein."

Bei dem Unglück Dienstagfrüh kamen zehn Menschen ums Leben. 17 Fahrgäste wurden schwer und 63 leicht verletzt. Nachdem alle Leichen geborgen worden waren, liefern am Mittwoch auch die Vorbereitungen für die Bergung der Wrackteile an. Ein erster Spezialkran ist nach Angaben der Deutschen Bahn eingetroffen.

(APA/dpa/Reuters/AFP)

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