Gartenhaus: Für den Mäher viel zu schade

(c) Hütten & Paläste
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Platz ist in der kleinsten Hütte. Platz für Heckenscheren, Setzhölzer – und deren Besitzer: Die Abstellkammer für draußen wird zum Zusatzraum im Freien.

Werkzeug, das sich ineinander verkeilt, ein Rasenmäher, der immer im Weg steht, Sitzkissen, ausgemustert im „Summer of 69“: Die Rumpelkammer für draußen – das sind Gartenhütten nur allzu oft. Dabei könnten sie auch vieles anderes sein: Teestübchen, Pokerecken und Kochnischen beispielsweise haben Architekten schon für den grünen Freiraum entworfen. Dass diese Extrazimmer nicht unter dem Namen „Hütte“ und im Baumarkt zu finden sind, versteht sich von selbst: Box oder Salon, Laube, Cubus oder Micro heißen die kleinen Gebäude, zum Teil werden sie eigens für ihre Besitzer geplant und gebaut, zum Teil können sie, fix und fertig montiert, auch einfach bestellt werden.

Möbel zum Ausklappen

Was sie gemeinsam haben: Trends aus der Architektur werden immer öfter auf die Gartenhäuser übertragen, wie Frank Schönert vom Berliner Architektenduo Hütten & Paläste weiß. Sowohl in optischer Hinsicht als auch in Bezug auf die Nutzung. Wie bei den großen Kollegen wird bei den Häusern für draußen jetzt beispielsweise Flexibilität großgeschrieben. Der Gartensalon Süssen von „Hütten & Paläste“ etwa (siehe Bild rechts) dient als Rückzugsort zum Teetrinken genauso wie als Platz fürs ungestörte Kartenspielen. Von der Panoramaterrasse, etwas erhöht angelegt, kann man den Blick auf den Garten genießen. Auch wenn’s gerade wieder mal kräftig schauert. Und „DuLa“, die Durchgangslaube, hat verschiebbare Wände, Fenster lassen sich zum Tresen ausklappen, auf wetterfesten „Fassadenmöbeln“ wird gekocht, gelegen, gespielt. „Es gibt meist nur einen Raum, der ist dann aber mehrfach programmierbar“, erklärt Schönert das Prinzip.

Mit einem Raum kommt auch „Cube“ aus, der Gartenwürfel aus der Microhouse-Kollektion des Vorarlbergers Oliver Redl. Das sechs Quadratmeter „große“ Objekt orientiert sich ebenfalls an den ausgewachsenen Bauten. „Das Spitzdach ist eben passé“, sagt Redl über die spartanische Form des Cube, der – modular erweiterbar – auch auf neun oder zwölf Quadratmeter anwachsen kann. Die kleinste Variante kostet ab 3385 Euro – ohne Transport und Montage. Und Letztere ist laut Redl gar nicht notwendig. Da mittlerweile Anfragen aus ganz Europa bei ihm eintrudeln, ist das Gartenhaus zum Selberbauen gedacht, Bauanleitung inklusive.

Viele Anfragen – zehn bis 15 pro Woche – bearbeitet auch der Architekt Eik Kammerl, von „Kammerl & Kollegen“ im bayerischen Pfaffing. Allein: Bestellung traf noch keine ein für den „Zusatzraum“, der bereits vor zehn Jahren entwickelt wurde. „Es wird eher die Idee geklaut“, sagt Kammerl, kann darüber aber schmunzeln. „Die soll sich ruhig verbreiten“, meint er und sieht den Zusatzraum eher als architektonischen Beitrag denn als Geschäft. Wer ihn kaufen möchte, muss mit Kosten von rund 15.000 Euro rechnen. Und bekommt dafür bei Maßen von vier mal zwei mal 3,5 Metern drei Räume in einem für den Garten: Schlaf- und Arbeitsraum sowie die Halle. Außerdem integrierte Klappmöbel und farbig verglaste Wände, „durch die man sehr nahe am Außenraum ist, die gleichzeitig aber schützen“, so Kammerl.

Egal, ob Gartenwürfel oder Zusatzraum – auch beim Aufstellen eines Häuschens oder einer Hütte draußen müssen rechtliche Bestimmungen beachtet werden. Diese sind von Land zu Land unterschiedlich. Meist aber gilt: Ab einer gewissen Größe müssen Baubewilligungen eingeholt werden, bei kleinen Objekten reicht es häufig, diese zu melden (Bauanzeige, Infos für Wien unter www. wien.gv.at). Ähnliches gilt, wenn man sich ein Gartenhaus auf Rädern zulegt, etwa einen „Wohlwagen“, wie ihn der Möbeldesigner Alex Borghorst gebaut hat. Inspiriert hat ihn dazu ein Zirkuswagen, den er als Student gekauft und von da an in alle Gärten seines Lebens mitgeschleppt hat. Nun baut er rollende Häuser für andere, mit Erker, Klappterrasse und Ofenanschluss.

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