Feuerwehren: „Wir sind an der Grenze der Leistungsfähigkeit“

(c) APA (Helmut Fohringer)
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Feuerwehren sind in Ostösterreich im Dauereinsatz. Die Unwettergefahr ist ab Mittwoch nur noch gering. Der Schaden ist enorm: Allein in Niederösterreich dürfte er bisher 60 Millionen Euro betragen.

Wien (mpm). „Wir sind“, sagt Thomas Neuhauser vom niederösterreichischen Landesfeuerwehrkommando, „an der Grenze unserer Leistungsfähigkeit angelangt.“ Nach zwei Wochen Unwetter, unterbrochen nur von kurzen trockenen Phasen, in denen Häuser ausgepumpt, Straßen geräumt, Flüsse gesichert wurden, ehe der nächste Starkregen neue Verwüstungen angerichtet hat.

Allein in Niederösterreich waren seit Beginn der Unwetter fast 20.000 Feuerwehrleute im Einsatz. In vielen Orten, wie St. Pölten, Spitz an der Donau oder Senftenberg, die seit Montag von neuerlichen Regenmassen geplagt wurden, „arbeiten die Feuerwehrleute seit vierzehn Tagen durch.“ Am Dienstag rückte zusätzlich eine ABC-Abwehrkompanie aus Hörsching (OÖ) nach Spitz aus, um mit Spürgeräten zu klären, ob durch die Überflutung Chemikalien ins Hochwasser geraten sind. Nach Juli-Rekordregenmengen, die in der Nacht auf Mittwoch weitere Überflutungen verursacht haben, gibt es ab heuteEntwarnung. „Es bleibt zwar wechselhaft“, sagt Roland Reiter von der Unwetterzentrale, „aber mit dem Unwetter ist es vorbei.“ Die Kaltfront zieht ab, frische, aber immer noch kühle Luft gelangt nach Österreich. Es wird sonnig, „aber Badewetter ist bei Temperaturen unter 25 Grad außer Reichweite“, sagt Reiter. Das Gewitterrisiko ist „nur noch sehr gering“. Endlich. Denn in den ersten Julitagen hat es in vielen Orten schon deutlich mehr geregnet als sonst im gesamten Monat. In Seibersdorf (NÖ) fiel innerhalb einer halben Stunde mehr Regen als sonst im ganzen Juli.

60 Mio. Euro Schaden

Der Schaden ist enorm: Allein in Niederösterreich dürfte er bisher 60 Millionen Euro betragen, auch in der Steiermark geht der Sachschaden in die Millionen. Nach wie vor herrscht in 70 steirischen Gemeinden Katastrophenalarm. In den Bezirken Feldbach und Fürstenfeld ist der Boden zum Teil bis zu sechs Meter tief aufgeweicht.

Dass ein Unwetter auf das nächste folgte und die Böden daher die Wassermassen nicht mehr verkrafteten, „war schon sehr außergewöhnlich“, sagt Meteorologe Reiter. Das Tiefdruckgebiet Qinton sorgte ab 22. Juni für die ersten Überflutungen und feuchte Luft. Da der Höhenwind schwach war, blieben Gewitterwolken am Alpenrand hängen, es regnete immer wieder. Dazwischen war es trocken, die Aufräumarbeiten waren im Gange, Ende vergangener Woche waren sie etwa in der Wachau abgeschlossen. Dann kam der Montag und eine neue Kaltfront aus Westen. Und die Aufräumarbeiten gingen von Neuem los. Wie lange sie diesmal dauern werden, will man bei der Feuerwehr nicht sagen. Nach den vielen Unwettern „geben wir keine Prognosen mehr ab“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.07.2009)

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