Digital, vernetzt und virtuell

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Die mobile Welt ist in Aufbruchstimmung. Das Smartphone hat den PC abgelöst. Aber auf dem Mobile World Congress sah man bereits die Nachfolger des Smartphone.

Können Sie sich an den Film „Surrogates“ mit Bruce Willis erinnern? Der Science-Fiction-Thriller spielt im Jahr 2054. Humanoide Roboter beherrschen die Welt, die Menschen steuern die sogenannten Surrogates über einen Computer, mit dem sie verbunden sind. Davon sind wir in der Realität zwar noch weit entfernt, aber dennoch ein Stückchen nähergerückt als 2009, als der Film seine Premiere feierte. Wie nahe zeigten vergangene Woche die Hersteller beim Mobile World Congress (MWC) in Barcelona. Über 2000 Firmen präsentierten ihre Zukunftsvisionen. Alles, was Rang und Namen hat, war in der zweitgrößten spanischen Stadt vertreten. Und diese Zukunft ist digital, vernetzt und virtuell.

Auch die klassischen Smartphone-Hersteller haben ihr Portfolio entscheidend erweitert. 2016 erwarten uns kleinere und größere Gadgets für Virtual Reality und eine zunehmend vernetzte Welt. Damit das auch möglich wird, wurde der neue Datenfunkstandard 5G diskutiert und es wurden erste Modelle von Huawei und ZTE präsentiert. Der Standard basiert auf LTE und verbessert vorrangig die Latenzzeiten, also der Übertragungszeit von Gerät A zu Gerät B. Bis 2020 wird man mit LTE auskommen müssen.

Der Wandel in der Mobilbranche. Die Messe wurde zwar wie gewohnt auch als Plattform zur Vorstellung von neuen Smartphones genutzt. Doch im Rampenlicht standen andere Geräte. Auffallend ruhig blieb es um das Windows-Phone. Es gab keine Pressekonferenz, keine Neuvorstellungen.

Sprach man andere Hersteller auf Windows-Phone an, hörte man stets dasselbe: Es fehle das klare Bekenntnis von Microsoft, die mobile Plattform weiter zu betreiben. Dass das Windows-Phone tot sei, wollte aber keiner der Hersteller bestätigen. Dafür steht fest: Der stationäre PC hat ausgedient. Heute gibt es ausschließlich Hybridgeräte, die Tablet und Laptop sind, und das Smartphone ist längst selbst ein Computer. Das zeigt auch Samsung mit dem Galaxy S7 Edge, dessen Akku mit einem Wasserkühlungssystem vor dem Überhitzen geschützt wird. Eine bislang nur bei PCs zum Einsatz gekommene Technik.

Aber auch Smartphones und Tablets reichen nicht mehr aus. Waren im Vorjahr Virtual-Reality-Brillen und vernetzte Geräte nette Gimmicks, spielen sie 2016 eine deutlich gewichtigere Rolle. Der taiwanesische Hersteller HTC hatte überhaupt kein Topmodell für Barcelona im Gepäck, sondern legte den Fokus zur Gänze auf die Virtual-Reality-Brille Vive. Nachdem das Device bereits oftmals auf Messen zu Demo-Zwecken präsentiert wurde, kann ab dem 29. Februar vorbestellt werden. Die Brille, die noch immer an einem Kabel mit einem leistungsstarken Rechner verbunden sein muss, wird für 799 Euro als Komplettpaket auf den Markt kommen.
Und auch LG präsentierte zusätzlich zum G5 eine abgespeckte Virtual-Reality-Brille, die ebenfalls über Kabel mit dem Smartphone verbunden ist. Alcatel hingegen setzt auf das gleiche Prinzip wie Samsungs Gear VR, bei dem das Smartphone, in diesem Fall das Idol 4S, in die Brille eingesteckt wird. Dabei dient diese aber auch gleichzeitig als übergroße Verpackung für das Gerät.

Sicherheitsstandards. Doch bei all der Aufbruchstimmung in Barcelona wurde einem auch ein wenig mulmig. Sicherheitsstandards fehlen, wobei es nicht an der Technologie und den entsprechenden Lösungen mangelt. Das Bewusstsein für die Gefahren fehlt noch, sagt Gerd Rademann von IBM. „Wir laufen Gefahr, dass die Technik uns überrollt und am Ende der Mensch das Nachsehen hat. Dafür sollten gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die aber nicht wie gewohnt durch Verbote definiert sind. Sonst geraten wir in Europa wirtschaftlich ins Hintertreffen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2016)

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