In deutschen Großstädten setzt die Polizei auf Präsenz und Mobilität.
Berlin (e.m.). „Deutschland ist ein sicheres Land, auch im internationalen Vergleich“, freut sich Innenminister Wolfgang Schäuble. Laut Kriminalstatistik sind die erfassten Straftaten im vergangenen Jahr um 2,7 Prozent auf rund 6,1 Millionen zurückgegangen, die Zahl der jugendlichen Täter sank um 4,2 Prozent. Die Aufklärungsquote liegt bei fast 55 Prozent.
Das heißeste Pflaster unter den deutschen Großstädten ist Frankfurt am Main, die sicherste Metropole München. Die Hauptstadt Berlin verzeichnete im vergangenen Jahr mit knapp 500.000 Kriminalfällen die niedrigste Zahl seit der Wiedervereinigung. Die Strategien sind dabei, je nach Deliktfeld, unterschiedlich. So hat man etwa eine große Dienststelle für Taschendiebstähle eingerichtet; 30 Zivilfahnder sind ständig mit geschultem Blick unterwegs. Die genaue Beleuchtung des Umfelds, Haftbefehle, intensive Vernehmungen und Strafen haben seit 2005 zu einem Rückgang von 18.000 auf 11.000 Fälle geführt.
Täterorientierte Ermittlung
Thomas Neuendorf vom Landeskriminalamt Berlin berichtet, dass sich auch „täterorientierte Ermittlungen“ in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft bewährt hätten (normalerweise gilt Zuständigkeit nach Delikten). Personen, die als Intensivtäter auffallen, kommen in ein spezielles Programm und werden von einem Sachbearbeiter betreut. Dadurch habe die Polizei einen besseren Überblick und Kontakt zu den potenziellen Tätern. „Das führt entweder zu einer Veränderung in deren Verhalten oder zu einer Haftstrafe, wenn man alle Delikte addiert.“ Generell sieht das Berliner Modell „mehr Grün auf der Straße“, also uniformierte Polizeibeamte, vor.
Ein Konzept, das etwa auch München verfolgt, wo man auf ständige Präsenz und Mobilität sowie auf eine strikte Trennung von Schutz- und Kriminalpolizei setzt. In München gibt es nur halb so viele Straftaten wie in Frankfurt. Dies erklärt man sich unter anderem auch mit den hohen Ausgaben für sozial Benachteiligte und der niedrigen Arbeitslosigkeit.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.07.2009)