Die Landeshauptleute von Wien und Niederösterreich betreiben beim Flughafen-Skandal politische Kindesweglegung.
Wer sich mit Insidern über den Wiener Flughafen unterhält, bekommt das Bild eines total durchpolitisierten Staatsbetriebs ganz alter Schule gezeichnet: Man könne dort „nicht einmal einen Bleistift“ ohne politische Intervention bestellen. Und selbst bei der Aufnahme von Krediten habe man bei der Auswahl der Kreditgeber strengstens auf ein vorgegebenes rot-schwarzes Proporzschema zu achten. Wie man es von der unseligen „Verstaatlichten“ der Siebzigerjahre gewohnt war.
In diesem Umfeld wundert es nicht, dass sich die (politisch handverlesenen) Aufsichtsräte widerspruchslos zu simplen Jasagern degradieren lassen, die die Syndikatsbeschlüsse der Strippenzieher im Wiener Rathaus und im St. Pöltner Landhaus zu exekutieren haben. Eigentümer schaffen nun einmal an. Übrigens auch in Privatunternehmen, allerdings mit dem feinen Unterschied, dass die „Anschaffer“ dort auch eigenes finanzielles Risiko tragen. Was die Entscheidungen berechenbarer macht.
Was beim Flughafen-Skandal ärgerlich ist, sind freilich die Tendenzen zur politischen Kindesweglegung: Vorstände nach Gusto freihändig ins Unternehmen zu drücken und dann den großen Unbeteiligten zu mimen – das ist schlechter Stil. Für die Vorstandsbestellungen in der Flughafen AG sind die Herren Pröll und Häupl, wie der Syndikatsvertrag zeigt, voll verantwortlich. Sie mögen sich jetzt nicht vor der Beseitigung des Scherbenhaufens drücken, den ihre „Kreationen“ dort angerichtet haben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.07.2009)