Erster Privater klagt VW wegen "Schummelsoftware"

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Ein deutscher VW-Kunde verlange wegen eines Sachmangels die Rückgabe seines Tiguan, sagte sein Anwalt. Eine technische Nachbesserung seines Fahrzeuges lehne der VW-Fahrer ab.

Rund 60.000 Austobesitzer habe sich zu einer geplanten Sammelklage gegen Volkswagen in Europa bei der Stiftung 'Stichting Volkswagen Car Claim' registriert. Eine deutsche Kanzlei  organisiert die Klage gegen Volkswagen in Deutschland, die - mangels Sammelklagerecht - über ein niederländisches Stiftungsmodell organisiert werden muss. Nun zieht jedoch im VW-Abgas-Skandal am Mittwoch erstmals ein privater Autokäufer in Deutschland gegen ein VW-Autohaus vor Gericht. Der Kunde aus dem Ruhrgebiet verlangt von seinem Autohaus als seinem Vertragspartner die Rückabwicklung des Kaufvertrages. "Mein Mandant will seinen VW Tiguan mit der Schummel-Software zurückgeben", sagte sein Anwalt Dietrich Messler vor dem Start des Verfahrens am Bochumer Landgericht.

Der tatsächliche Schadstoffausstoß des Wagens, der deutlich über den offiziellen Herstellerangaben liege, sei ein Sachmangel. Eine technische Nachbesserung des Fahrzeugs lehne der VW-Fahrer ab. Der Kläger sei aber vergleichsbereit und würde auch einen neuen Wagen kaufen, wenn man ihm den Kaufpreis minus Wertverlust erstatte, erklärte der Anwalt. Bei einem Kaufpreis von rund 37.000 Euro entspreche die mögliche Erstattung für das ein Dreivierteljahr alten Auto einer Summe von mehr als 30.000 Euro.

Experte: "VW wird bis zur letzten Instanz klagen"

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer räumte der Klage allerdings keine sehr großen Erfolgschancen ein. "VW kann sich bei der großen Zahl von betroffenen Autos gar nicht erlauben zurückzuweichen", sagte er. "Die werden bis zur letzten Instanz klagen." In Deutschland und der EU hätten die Kunden schlechtere Chancen, weil sich die Schadstoffmessung am normierten Testzyklus, nicht am alltagsnahen Betrieb orientiere.

Von den Manipulationen sind in Deutschland rund 2,5 Millionen Diesel-Fahrzeuge betroffen. VW will die Wagen Schritt für Schritt in einer riesigen Rückrufaktion nachbessern. Wegen des Abgas-Skandals sind noch weitere Klagen anhängig - unter anderem Verfahren, die sich nicht gegen Autohäuser, sondern gegen den Konzern direkt richten.

(APA/dpa)

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Der Mangel, dass der Wagen mehr Schadstoffe ausstoße als angegeben, sei im rechtlichen Sinn nicht erheblich, urteilte ein deutsches Gericht. Dieser könne mit relativ geringem Aufwand beseitigt werden.
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