Präsident Erdogan wolle alle oppositionellen Medien mundtot machen, kritisiert ein Redaktuer der Österreich-Ausgabe.
Die österreichische Ausgabe der türkischen regierungskritischen Zeitung "Zaman" ("Zeit") hat den jüngsten Schritt der Regierung in Ankara scharf kritisiert. "Es ist beschämend für die EU, wenn in Ankara Verhandlungen geführt werden und gleichzeitig in Istanbul von der Polizei eine Redaktion gestürmt wird und niemand ein einziges Wort darüber verliert, weil man auf die Unterstützung von Erdogan angewiesen ist", sagte Bilal Baltaci, Redakteur bei der Österreich-Ausgabe der Zeitung, am Freitag zur APA.
Die türkische Regierung hatte die Zeitung nach einem entsprechenden Gerichtsbeschluss vom Freitag unter die Aufsicht einer staatlichen Treuhandverwaltung gestellt.
Erdogan gehe bereits seit zwei Jahren systematisch gegen die Oppositionspresse vor, so Baltaci weiter. Allerdings seien es bis jetzt eher kleinere Medien gewesen. Bis zu einem gewissen Punkt hätte man es sich schon im Vorfeld erwarten können, aber "dass man auch gegen die auflagenstärkste Zeitung (1,2 Millionen) vorgeht, ist trotzdem immer noch überraschend".
AI: Türkei walzt Menschenrechte nieder
Die Kontrolle der türkischen Regierung über die größte regierungskritische Zeitung des Landes ist nach Einschätzung von Amnesty International ein schwerer Schlag gegen die Pressefreiheit.
"Indem sie um sich schlägt und danach strebt, die kritischen Stimmen im Zaum zu halten, walzt die Regierung von Präsident Erdogan Menschenrechte nieder", teilte der Türkei-Experte der Organisation, Andrew Gardner, am Freitag in London mit. Jeder in der Türkei habe das Recht auf eine freie und unabhängige Presse, Rechtsstaatlichkeit und eine unabhängige Rechtsprechung.
(APA)