Österreich stimmt für Verlängerung der Zulassung von Glyphosat

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Golbal 2000 publizierte ein geleaktes AGES-Dokument. Für den NGO-Chemiker Burtscher stellt es eine inhaltlich kolossale Themenverfehlung mit positiven Ansätzen dar.

Österreich wird Anfang kommender Woche im EU-Fachausschuss für die geplante Verlängerung der Zulassung des Pestizids Glyphosat stimmen. Das geht aus einer Stellungnahme der Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) hervor, die der Umweltschutzorganisation Global 2000 zugespielt worden ist. Anwendungsverbote sind in der österreichischen Position im öffentlichen und im privaten Sektor vorgesehen.

"Diese Stellungnahme stellt in ihrer Gesamtheit eine kolossale Themenverfehlung dar, selbst wenn bei isolierter Betrachtung positive Ansätze erkennbar sind", kommentierte Global-2000-Chemiker Helmut Burtscher am Sonntag das geleakte und inzwischen von der NGO veröffentlichte Papier zum Vorschlag der EU-Kommission. Diese peilt eine Verlängerung der Zulassung des umstrittenen Pestizids um 15 Jahre an. Mit ihrer Zustimmung würden die Staaten der Empfehlung der Kommission folgen.

Menschliche Gesundheit ausgeblendet

Ebenfalls vorgeschlagen wurde in dem Mitte Februar verfassten AGES-Schreiben ein Verbot des "Totspritzens" von Getreide, die sogenannte Sikkation, welches in Österreich aber ohnehin bereits gelte. Argumentiert werden die vorgeschlagenen Einschränkungen mit den ökologischen Risiken von Glyphosat, betonte Burtscher. Die "Position blendet die menschliche Gesundheit, insbesondere die ernsten Bedenken der WHO zum Krebsrisiko, einfach aus."

Die internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der WHO hatte im Frühjahr 2015 festgestellt, dass Glyphosat "wahrscheinlich für den Menschen krebserregend" ist. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stufte eine krebserregende Gefahr des häufig eingesetzten und umstrittenen Pestizids wiederum als "unwahrscheinlich" ein - das erfolgte aufgrund einer Analyse des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR).

"Damit verletzt die EFSA ihre Sorgfaltspflichten, was sie zu einem Fall für die Europäische Betrugsbekämpfungsbehörde OLAF macht", kritisierte der Landwirtschaftssprecher der Grünen Wolfgang Pirklhuber, der angab, eine entsprechende Eingabe bei OLAF gestartet zu haben. Global 2000 appellierte indes an Landwirtschafts- und Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) und Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ), die AGES anzuweisen, am Montag in Brüssel eine Verschiebung der Abstimmung einzufordern, und anderenfalls mit Nein zu stimmen.

(APA)

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