Fonds will bei Flughafen Wien aufstocken

FLUGHAFEN WIEN AG: ´PROBEBETRIEB SKYLINK´
FLUGHAFEN WIEN AG: ´PROBEBETRIEB SKYLINK´(c) APA/HANS KLAUS TECHT
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Nach dem Angebot des australischen Pensionsfonds IFM für den Flughafen Wien schoss die Aktie des Airportbetreibers zeitweise um 16 Prozent in die Höhe.

Wien. Am vergangenen Freitag war die Aktie des Flughafen Wien noch mit 82,7 Euro aus dem Handel gegangen. Gestern, Montag, kletterte das Papier zeitweise auf ein Rekordhoch von 96,57 Euro hoch, ein Plus von 16 Prozent. Grund: Der australische Pensionsfonds IFM will seinen Anteil an dem Flughafenbetreiber von 29,9 Prozent auf bis zu 39,9 Prozent erhöhen und bietet 100 Euro je Aktie.

Derzeit gehört der Flughafen zu 40 Prozent den Syndikatspartnern Niederösterreich und Wien, zehn Prozent sind in den Händen der Mitarbeiterstiftung, 20 Prozent sind im Streubesitz. Dieser Anteil würde durch die Übernahme auf zehn Prozent sinken.

Streubesitz wird sinken

Das Angebot sei attraktiv, da eine Prämie von mehr als 20 Prozent im Vergleich zum letzten Schlusskurs gezahlt werde, meint Erste-Analyst Christoph Schultes. Sein Kursziel auf Zwölf-Monatssicht betrug zuletzt 99 Euro, der Konsens lag bei 91 Euro. Bloomberg-Daten zufolge raten sechs Analysten zum Kauf, drei geben die neutrale Empfehlung „Halten“ aus. Verkaufsempfehlung gibt es keine.

Die Flughafen-Aktie hat sich in den vergangenen Jahren durchaus erfreulich für Anleger entwickelt: Seit dem Tief im Jahr 2009 infolge der Finanzkrise hat sich der Kurs mehr als vervierfacht.

Langfristig habe die Aktie auch das Potenzial, die 100 Euro zu überschreiten, meint Schultes. Für die meisten Investoren sei es wahrscheinlich dennoch sinnvoller, das Angebot der Australier anzunehmen, da die Handelbarkeit der Flughafen-Aktie aufgrund des reduzierten Streubesitzes sinken werde. Andere Aktien erschienen im aktuellen Umfeld ebenfalls moderat bewertet und attraktiv.

Zudem fällt die Flughafenaktie aus dem ATX, wie Anfang März bekannt wurde: Die Zusammensetzung des Wiener Leitindex, der aus 20 Werten besteht, wird jedes halbe Jahr neu bewertet. Mit 21. März ersetzt der steirische Leiterplattenhersteller AT&S den Flughafen, da AT&S zuletzt einen höheren täglichen Umsatz hatte. Die Kriterien für die ATX-Zugehörigkeit sind Marktkapitalisierung, Handelsumsatz und Streubesitzfaktor. Am gestrigen Montag ist wohl die Marktkapitalisierung des Flughafen Wien gestiegen, der Streubesitz – und wohl auch der Handelsumsatz – würde durch die Übernahme aber noch geringer werden.

Doch warum will der australische Pensionsfonds überhaupt seinen Anteil aufstocken? „Flughafenaktien sind derzeit durchaus attraktiv“, erklärt Erste-Analyst Schultes. Das habe auch mit dem aktuellen Niedrigzinsumfeld zu tun. Fonds suchten verstärkt attraktive Infrastrukturaktien mit stabilen Dividenden. Zudem gebe es vermehrte Fusions- und Übernahmeaktivitäten auf dem Sektor. So zahlte etwa der Fraport (Flughafen Frankfurt) im Jahr 2014 für den Flughafen Laibach das 20-Fache des operativen Gewinns und damit mehr als das Doppelte dessen, zu dem der Flughafen Wien aktuell bewertet ist.

Kein Pflichtangebot nötig

Nach österreichischem Recht ist normalerweise ein Pflichtangebot an alle Aktionäre notwendig, wenn jemand mehr als 30 Prozent eines Unternehmens übernehmen will. Dem IFM bleibt das erspart, obwohl er 39,9 Prozent anstrebt. Denn er will keine Mehrheit. Eine solche würde er dann anstreben, wenn er die Syndikatspartner Niederösterreich und Wien (zusammen 40 Prozent) übertreffen wollte.

Das Angebot soll veröffentlicht werden, sofern die Veröffentlichung nicht durch die Übernahmekommission untersagt werde, teilte der IFM mit. Der Fonds war im Dezember 2014 für gut eine halbe Milliarde Euro beim Flughafen Wien eingestiegen. (b. l.).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2016)

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