IS soll Anschlag in Istanbul verübt haben

A woman reacts following a suicide bombing in central Istanbul
A woman reacts following a suicide bombing in central Istanbul(c) REUTERS (KEMAL ASLAN)
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Der Selbstmordattentäter hat am Samstag auf der bekannten İstiklâl Caddesi vier Menschen mit in den Tod gerissen. 39 Menschen wurden verletzt.

Mit einem neuerlichen Anschlag in einer der bekanntesten Einkaufsstraßen Istanbuls trifft der Terror den türkischen Tourismus: In der İstiklâl Caddesi, der größten Einkaufsstraße des Istanbuler Bezirks Beyoğlu, der für seine Liberalität und sein lebendiges Nachtleben bekannt ist, sprengte sich am Samstag ein Attentäter in die Luft. Mit ihm starben sofort vier weitere Menschen. 39 wurden zum Teil schwer verletzt. Unter den Opfern sind zwölf Ausländer, darunter drei Israelis und ein Iraner, berichteten der Nachrichtensender CNN-Türk und andere türkische Fernsehsender am Samstag unter Berufung auf Angaben der behandelnden Krankenhäuser.

Nach derzeitigem Wissenstand dürften keine Österreicher verletzt worden sein, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Thomas Schnöll. Der Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden enging dem Annentat knapp.

Offenbar wollte der Attentäter ein noch schlimmeres Blutbad anrichten: Berichten zufolge haben ihn Polizisten in der belebten Straße abgeschreckt, sodass er sein Ziel nicht erreichen konnte und die Bombe aus Angst zündete.
Im Jänner hatte ein Selbstmordattentäter in Istanbul zwölf deutsche Touristen mit in den Tod gerissen.

Bei dem Selbstmordattentäter von Istanbul handelt es nach Regierungsangaben um einen Anhänger der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Der türkische Innenminister Efkan Ala teilte am Sonntag in Ankara mit, der Attentäter sei als Mehmet Ö. identifiziert worden. Er stamme aus dem türkischen Gaziantep. Er bestätigte damit vorherige Medienberichte. Der IS bekannte sich zunächst nicht zu der Tat.

Zum Anschlag

Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand – die Behörden vermuteten den IS oder die verbotene Arbeiterpartei PKK als Urheber. Ein Regierungsmitarbeiter machte die verbotene Kurdische Arbeiterpartei PKK oder Verbündete dieser Organisation für den Anschlag verantwortlich. Demnach soll der Attentäter ein anderes Ziel gehabt haben, wurde aber von der Polizei abgeschreckt und zündete dann in Panik die Bombe.

Das deutsche Außenministerium forderte Urlauber in Istanbul auf, ihre Hotels nicht zu verlassen. Erst am Donnerstag hatte das Ministerium geraten, die Umgebung des Generalkonsulats zu meiden. Es befindet sich ebenfalls in dem Bezirk Beyoğlu. Außerdem wurde die deutsche Schule geschlossen, die sich in einer Nebenstraße der bekannten Einkaufsstraße befindet – etwa einen Kilometer entfernt vom Ort der Explosion.

Reaktionen: "Feiger Terroranschlag"

Washington verurteilte den "feigen Terroranschlag". Die USA stünden im Kampf gegen den Terrorismus an der Seite ihres Nato-Partners Türkei, erklärte Außenamtssprecher John Kirby. Die Gewalt gegen "unschuldige Menschen in der gesamten Türkei - türkische Bürger und internationale Besucher" sei nicht hinnehmbar.

Das Auswärtige Amt in Berlin riet Deutschen in der Millionenstadt weiterhin zu großer Vorsicht. "Reisenden in Istanbul wird geraten, öffentliche Plätze, auch touristische Attraktionen und allgemein Menschenansammlungen in den nächsten Tagen zu meiden", hieß es am späten Samstagnachmittag in einem aktualisierten Reise- und Sicherheitshinweis.

Generell gelte für die gesamte Türkei ein "erhöhtes Sicherheitsrisiko", ein "hohes Sicherheitsrisiko" besteht im Osten und Südosten des Landes, heißt es auf der Homepage des Außenministeriums.

(c) REUTERS (STRINGER)

Terrorwarnung gegen deutsche Einrichtungen

Am Donnerstag und Freitag waren das deutsche Generalkonsulat in Istanbul, die Botschaft in Ankara und weitere deutsche Einrichtungen wegen einer Terrorwarnung geschlossen worden. Das deutsche Auswärtige Amt hatte die Deutschen am Wochenende zu Achtsamkeit in Istanbul aufgerufen.

Seit dem Selbstmordanschlag vom 10. Oktober, bei dem während einer kurdischen Demonstration vor dem Hauptbahnhof von Ankara 103 Menschen getötet und 500 weitere verletzt wurden, ist die Türkei in höchster Alarmbereitschaft. Die türkische Regierung machte die Jihadistenmiliz Islamischer Staat für den Anschlag verantwortlich. Trotz der verschärften Sicherheitsvorkehrungen kommt es aber immer wieder zu Anschlägen.

Erst vergangenen Sonntag gab es einen Anschlag in der Hauptstadt Ankara mit 37 Toten, zu dem sich eine Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK bekannte. Die TAK ging 2004 aus der PKK hervor und verübte Anschläge in Städten. Die Gruppe hatte sich schon im Februar zu einem Anschlag auf einen Militärkonvoi in Ankara bekannt.

In Istanbul hatte im Jänner ein Selbstmordattentäter zwölf deutsche Touristen mit in den Tod gerissen. Die Tat wurde der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zugerechnet.

(APA/Red.)

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