Assads Armee hat die antike Stätte vom Islamischen Staat zurückerobert und den Jihadisten einen herben Schlag versetzt. Erste Bilder zeigen, dass sich die Zerstörung der antiken Stätte in Grenzen hält.
Wien/Damaskus. Zehn Monate lang hat der sogenannte Islamische Staat (IS) in der antiken Stadt Palmyra in Zentralsyrien gewütet. Gleich nach der Eroberung des Unesco-Weltkulturerbes haben die IS-Schergen jenen Archäologen getötet, der sich vier Jahrzehnte lang um die Ruinenstadt gekümmert hat. Zugleich hat der IS mehrere antike Stätten zerbombt oder geplündert. Mit Blick auf Palmyra haben Archäologen und Kunsthistoriker im vergangenen Jahr stets das Allerschlimmste befürchtet.
Am Sonntag hat die Armee des syrischen Machthabers, Bashar al Assad, nach einer mehrwöchigen Offensive Palmyra zurückerobert. Auf den vom Fernsehsender Russia Today veröffentlichten Luftaufnahmen der befreiten Stadt ist zu sehen, dass die antiken Säulen und Ruinen weitgehend erhalten sind. Der für Antiquitäten und Museen zuständige Direktor des syrischen Kulturministeriums, Maamoun Abdulkarim, zeigte sich zuversichtlich, was die Aufräumarbeiten in Palmyra betrifft: Das Areal sei grundsätzlich in einem guten Zustand. Viele Ruinen seien lediglich leicht beschädigt worden, herumliegende Trümmerteile könnten wieder aufgesammelt und zugeordnet werden. Gewütet hat der IS in Palmyra freilich trotzdem. Ein Bild aus dem antiken Museum etwa zeigt umgestoßene Statuen und eine komplett zerstörte Decke, auf einem anderen Foto ist das menschenleere neue Wohngebiet Palmyra mit zerschossenen Häusern zu sehen.
Vor dem Bürgerkrieg in Syrien haben jährlich 150.000 Menschen die alte Stadt mit griechisch, römisch und persischen Einflüssen besucht. Der Verlust der antiken Stätte ist für den IS ein herber Verlust, zumal die irakische Armee auch gerade versucht, die IS-Hochburg Mossul zurückzuerobern.
Der Vormarsch der syrischen Armee auf Palmyra hat Anfang März begonnen. Russland hat die Offensive mit Kampffliegern unterstützt, auch die libanesische Hisbollah war involviert. Weil die Jihadisten die Gegend rund um Palmyra vermint hatten, ging der Vormarsch langsamer als geplant voran. 400 syrische Soldaten seien bei der Eroberung ums Leben gekommen, berichtete die Londoner Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte; auf der Gegenseite sollen 190 Menschen getötet worden sein.
CIA-Chef Brennan zu Besuch in Moskau
Die Jihadisten dürften sich nun in ihre Hochburgen Raqqa und Deir al-Zor zurückgezogen haben. Assad gab unterdessen an, dass die Offensive ein „Beweis der Effizienz“ seiner Armee sei. Er dankte auch der russischen Unterstützung. Der Kreml bekräftigte, dass russische Kampfflieger weiterhin in Syrien zum Einsatz kommen werden. Mitte März hat Moskau begonnen, das in Syrien stationierte Militär zurückzuziehen.
Wie gestern bekannt wurde, hat CIA-Chef John Brennan Anfang März Moskau besucht und dort Treffen mit dem Inlandsgeheimdienst FSB absolviert. Brennan habe die Ablöse Assads angesprochen, hieß es. Der Kreml selbst gab an, keinen direkten Kontakt zu Brennan gehabt zu haben. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2016)