Ein Professor für Veterinärmedizin soll wegen seiner Ex-Frau ein Flugzeug entführt haben? Journalistische und behördliche Schnellschüsse stellen sich als falsch heraus.
"EgyptAir-Entführer ist Universitätsprofessor der Universität für Veterinärmedizin in Cairo", berichtete die Nachrichtenagentur Reuters über jenen Mann, der einen Passagierjet in Ägypten entführt und nach Larnake auf Zypern umgeleitet hatte. Auch den Namen nannten viele Medien, denn schließlich waren es die ägyptischen Behörden, die die angebliche Identität des Mannes öffentlich machten, Ibrahim Samaha, soll der Entführer heißen.
Doch Ibrahim Samaha, den Berichten nach 27 oder 28 Jahre alt, war bereits mit vielen anderen Passagieren vom Entführer freigelassen worden. Gegenüber BBC Arabic erzählte er: "Wir wussten nicht, was vor sich ging. Wir gingen an Bord des Flugzeugs und waren überrascht, dass die Crew uns unsere Pässe abnahm, was unüblich für Inlandsflüge ist". Auch Samahas Frau meldete sich via ägyptischer Medien zu Wort. Die Frau, die in den Medien nur "Nahla" genannt wird, erzählt, ihr Mann sei noch nie auf Zypern gewesen. Ein Argument zur Entlastung Samahas, denn der "echte" Entführer hat das Flugzeug angeblich auch wegen seiner Ex-Frau nach Zypern umdirigiert.
Die Ex-Frau
Überhaupt nahmen die Gerüchte über den Attentäter im Flugzeug rasch massive Ausmaße an. Der angebliche mehrseitige Brief an seine Frau heizte die Spekulationen weiter an. Dass der Mann die Freilassung politischer Gefangener in Ägypten gefordert haben soll, ging unter - befeuert von Wortmeldungen wie jener des zyprischen Präsidenten Nicos Anastasiades, der auf die Frage eines Journalisten, ob die Tat im Zusammenhang mit einer Frau stünde, antwortete: "There's always a woman involved." ("Es ist doch immer eine Frau involviert.")
Über detaillierte Motive des Mannes ist bis jetzt wenig bekannt. Der Mann scheine "labil". Der ägyptische Ministerpräsident Scherif Ismail sagte vor Journalisten, der Entführer - ein Ägypter - habe verlangt, einen Vertreter der Europäischen Union zu sprechen, dann wiederum habe er gefordert, zu einem anderen Flughafen gebracht zu werden. Zyprische Medien hatten berichtet, der Entführer habe lange auf der Mittelmeerinsel gelebt und verlangt, seine auf Zypern lebende Ex-Frau zu sprechen.
Mittlerweile hat sich in der Berichterstattung ein anderer Name des Attentäters durchgesetzt, das Alter des angeblichen Täters wird mit Mitte fünfzig angesetzt. Diese Information stammt aus dem zyprischen Außenministerium.
(klepa)