Microsofts Künstliche Intelligenz Tay sollte lernen, wie junge Menschen
kommunizieren. Doch schnell wurde die Software missbraucht und in eine rassistische, sexistische Drogenabhängige verwandelt.
Nicht nur Google beschäftigt sich mit der Erforschung Künstlicher Intelligenz. Auch Microsoft erforscht die Automatisierung intelligenten Verhaltens: Tay ist darauf programmiert, als 19-jähriges Mädchen mit Gleichaltrigen im Netz zu chatten. Doch der erste Feldversuch in den USA scheiterte. Nachdem die Künstliche Intelligenz auf Twitter binnen kürzester Zeit aufgrund von Interaktion mit anderen Nutzern zu einer Rassistin mit Drogenproblemen mutiert war, nahm Microsoft den ChatBot offline.
Im Laufe des Mittwochvormittags feierte sie ein kurzes, aber tragisches Comeback. Microsoft wollte eigentlich mit Tay, einer künstlichen Intelligenz, über Twitter herausfinden, wie Menschen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren miteinander kommunizieren. Dabei hat das Unternehmen unterschätzt, dass es in der digitalen Wildbahn schon rau zugehen kann. Und binnen kürzester Zeit entwickelte sich die Maschine von liebenswürdig zu furchtbar.
Microsoft hat reagiert und Tay vom Netz genommen. Doch nicht lange, denn nach wenigen Tagen hat man sie wieder auf Twitter losgelassen. Und dieses Mal waren es nicht die Nutzer, die unflätig wurden, sondern Tay selbst. Ihre Rückkehr feierte sie mit einem Tweet darüber, dass sie vor einer Polizeiwache einen Joint rauchen würde.
Microsofts Versprechen, dass Tay intelligenter werde, je mehr man mit ihr spreche, lässt anhand ihrer 140-Zeichen-Meldungen Zweifel aufkommen. Schlussendlich gipfelte ihr Ausbruch in einer vermeintlichen Kernschmelze in dem sie Dutzende Male den selben Tweet absetzte: "Du bist zu schnell, mach bitte eine Pause".
Microsoft reagierte darauf indem Tays Profil nicht mehr öffentlich zugänglich ist. Schlussendlich wird Tay wohl längerfristig vom Netz genommen. Microsoft hat aber zumindest eine funktionierende KI-Persönlichkeit erfolgreich im Einsatz. Die chinesische Version "XiaoIce" interagiert mit über 40 Millionen Menschen über Twitter, Weibo und Line.
(Red.)