EU/Kanada-Freihandelsabkommen: Parlament muss Ceta billigen

Logo TTIP und CETA stoppen 2016 04 01 Berlin Deutschland Logo des breiten Aktionsb�ndnisses aus
Logo TTIP und CETA stoppen 2016 04 01 Berlin Deutschland Logo des breiten Aktionsb�ndnisses aus(c) imago/J�rgen Heinrich (imago stock&people)
  • Drucken

Das Wirtschaftsministerium dementierte Berichte, wonach eine „vorläufige Anwendung“ möglich sei.

Wien. Das Freihandelsabkommen der EU mit Kanada (Ceta) kann nicht ohne parlamentarische Zustimmung umgesetzt werden: Weil es sich um ein „gemischtes Abkommen“ handle, würden die nationalen Parlamente und auch das EU-Parlament über den finalen Text mit allen Details abstimmen, verlautete gestern aus dem Wirtschaftsministerium. Kritische Wortmeldungen sonder Zahl hatte es am Donnerstag nach einem Medienbericht gegeben – etwa von Greenpeace, Global 2000, aber auch von Arbeiterkammer (AK) und Grünen-Abgeordneten. Sie warfen dem Wirtschaftsministerium im Kern vor, es habe einer „vorläufigen Anwendung“ ohne parlamentarischen Sanktus von Ceta zugestimmt, wie dies in einem „Standard“-Bericht behauptet worden war.

Im Ministerium heißt es dagegen, es gelte zur Beschlussfassung zum gesamten Abkommen weiter die bisherige Position. Vorläufig angewendet würden bei „gemischten Abkommen“ im Regelfall nur jene Teile, die in ausschließlicher EU-Zuständigkeit liegen, also etwa der Wegfall von Zöllen, aber eben nicht zum Beispiel der Investorenschutz.

Diese vorläufige Anwendung von Abkommen wie Ceta erfordert aus Sicht des Ressorts ein vorheriges Ja des EU-Parlaments. Diese Zustimmung werde Österreich beim nächsten EU-Handelsministerrat im Mai von der EU-Kommission einfordern.

Blaupause für TTIP

AK-Präsident Rudolf Kaske hatte zuvor gemahnt, es sei „demokratiepolitisch schwerst bedenklich“, einer vorläufigen Ceta-Anwendung „hinter dem Rücken des Parlaments“ zuzustimmen. Damit würden nur Interessen von Teilen der Wirtschaft bedient, und man stelle sich gegen den Willen der Mehrheit der Zivilgesellschaft. Auch Grünen-Europasprecher Werner Kogler bezeichnete die angeblichen Pläne des Wirtschaftsministers, das Parlament in Wien zum Kanada-Abkommen zu „umgehen“, als „vollkommen unakzeptabel“. Die Plattform TTIP-Stoppen – unter anderem mit Global 2000 und Attac an Bord – sprach sich am Donnerstag für ein klares Nein zu Ceta aus, das als Blaupause für das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA angesehen wird. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Dutch Voters Go To The Polls For EU-Ukraine Trade And Association Agreement Referendum
Europa

Niederlande: Nach dem Votum der „Nexit“?

Nach dem deutlichen Nein zum EU/Ukraine-Vertrag erfahren EU-Kritiker wie Geert Wilders neuen Aufschwung. Die Regierung will das Abkommen nun nicht „einfach so ratifizieren“.
Flashmob in Kiew anl�sslich des Ukraine Referendums in den Niederlanden April 5 2016 Kiev Ukrain
Leitartikel

Die EU ist bald nicht mehr paktfähig

Die Absage der Niederlande an das Ukraine-Abkommen signalisiert mangelnde Verlässlichkeit. Das Vertrauen in die EU ist beschädigt – intern wie extern.
Ukrainian and EU flags fly in front of the Presidential Administration in Kiev
Außenpolitik

Pakt EU/Ukraine wird zum Provisorium

Der Ausstieg aus den seit Jahresbeginn geltenden Teilen des Abkommens würde Einstimmigkeit der EU-28 erfordern.
Themenbild
Außenpolitik

Kiew auf holprigem Reformweg

Sorgenvoll sieht man in der Ukraine das holländische Votum. Die innenpolitische Krise der letzten Wochen lähmt das Land.
Prognose: Niederländer lehnen EU-Vertrag mit der Ukraine ab
Außenpolitik

Niederländer lehnen EU-Abkommen mit der Ukraine ab

Allerdings könnte die nötige Wahlbeteiligung von 30 Prozent verfehlt worden sein.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.