USA: Die Rückkehr der "Subprime-Kerle"

Symbolbild: Subprime-Krise
Symbolbild: Subprime-Krise(c) AP (Al Behrman)
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Die USA erleben eine Rückkehr der skrupellosen Kredithaie. Einst verkauften sie hochriskante Subprime-Kredite. Nun verdienen sie "schnelle Dollars", indem sie verzweifelten Kreditnehmern falsche Hoffnung machen.

Während des Immobilienbooms in den USA vergaben sie hochriskante Hypotekar-Kredite. Nun haben viele der in Verruf geratenen Kreditverleiher ein neues Standbein gefunden: Sie spezialisieren sich auf die Abwandlung von Kreditkonditionen - oft genau jener Kredite, die sie selbst vergeben haben. Und die Zahl verzweifelter Kreditnehmer ist groß. Die Zahl der Zwangsversteigerungen schnellt in den USA unaufhörlich in die Höhe. So sind im ersten Halbjahr mehr als 1,9 Millionen Zwangsbescheide verschickt worden - um neun Prozent mehr als im zweiten Halbjahr 2008.

Das Geschäft mit der Hoffnung

Viele sogenannte "Loan Modification Companies", versprechen Kreditnehmern, die verzweifelt um den Erhalt ihrer Häuser kämpfen, Hoffnung. "Es gibt nichts, was nicht erreicht werden kann, wenn zwei Parteien sich dazu bereit erklären, Bedingungen einer Vereinbarung zu verhandeln", verspricht etwa die in Kalifornien ansässige FedMod auf der Homepage. "Es ist klug sich Hilfe von Profis zu holen, besonders, wenn viel auf dem Spiel steht", wirbt FedMod weiter.

Tatsächlich versagen sie aber häufig, schreibt die "New York Times". Nicht verwunderlich, dass auch die Zahl der Klagen rasant zunimmt. Auch FedMod, das sich binnen weniger Monate zu einer der wichtigsten Firmen der Branche hochgearbeitet hat, wird geklagt.

"Unser Job war es, das Geld zu bekommen"

FedMod, das beispielhaft für eine ganze Branche steht, soll die Erfolgsrate regelmäßig geschönt und gleichzeitig wenig bis gar nichts dazu getan haben, um die Kredite abzuwandeln. Auch Gebühren wurden zu spät zurückerstattet, lautet der Vorwurf. Paul Pejman, ein ehemaliger Mitarbeiter gesteht in der "New York Times": "Unser Job war es, das Geld zu bekommen und damit war es erledigt".

Dabei müssen sich Dramen abgespielt haben: "Ich hatte Menschen, die mich weinend anriefen. Und wir haben ihnen erzählt: 'Sie können mich bezahlen oder Sie verlieren ihr Haus'. Die Leute gaben mir jeden Cent, den sie hatten - auch von ihren Kreditkarten. Aber ich habe nie einen Kunden gesehen, der mit einer erfolgreichen Konditionen-Änderung herauskam".

Aggressive Werbekampagne brachte Erfolg

Mithilfe einer aggressiven nationalen Werbekampagne gelang es FedMod seit der Gründung Mitte 2008 eine dominierende Rolle in der Branche einzunehmen. Dabei wurde auch vorgegeben, von der US-Regierung unterstützt zu werden. Es war von einem "Federal Loan Modification Program" die Rede.

Zudem holte sich FedMod wie viele ähnliche Firmen einen Anwalt an Bord, um sich als seriös anmutende Anwaltskanzlei ausgeben zu können. "Das war Täuschung der Kunden. Die Anwälte haben die Fälle niemals bearbeitet", sagt Pejman. Und: Von den 700 Vollzeit-Mitarbeitern waren nur 9 Anwälte - einer pro Bundesstaat, indem die Firma agierte.

Täuschung: "Ja, wir sind die Bundesregierung"

Den Kunden wurde dabei Hoffnung gemacht, dass ihre Zinsen auf 2,5 bis 5,0 Prozent bei einer Laufzeit von 30 Jahren gesenkt werden könnten. "Ich habe Kollegen am Telefon gehört, die ihren Kunden erzählten 'Ja, wir sind die Bundesregierung'", schildert Pejman. Viele Kunden zahlten eine einmalige Gebühr von rund 1000 Dollar und hörten dann nie wieder etwas von FedMod.

Einige FedMod-Verkäufer hätten die dramatischsten Telefonanrufe Betroffener über Lautsprecher abgespielt, sagt Pejman. "Sie saßen da und lachten. Sie scherzten: 'Diese Frau dreht durch' und solche Sachen". Einige hätten aus Motels angerufen, ihren verbliebenen Besitztümer in Kisten verpackt.

"Fürchterlich" schief gelaufen

Einer der drei Gründer von FedMod versucht seine Firma von den skrupellosen Unternehmen seiner Branche zu unterscheiden. Seine Rechtfertigung klingt aber entlarvend: "Es gab viele dieser Firmen, die Subprime-Kerle waren. Alles was sie interessierte war der schnelle Dollar".

Ein Anwalt von FedMod gibt übrigens zu, dass das Geschäft der Firma "fürchterlich" schief gelaufen sei. Aber die Firma habe versucht, den Kreditnehmern zu helfen. So seien 3000 Kunden ihre Gebühren zurückgezahlt worden und 1500 Kredit-Abwandlungen vollzogen worden.

(phu)

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