JP Morgan: Risiko für Finanzsystem

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Die Notfallpläne von fünf großen US-Banken wurden als mangelhaft eingestuft.

New York. Die US-Bank JP Morgan ist einer Studie zufolge die amerikanische Bank, von der das größte Risiko für das weltweite Finanzsystem ausgeht. Zu den gefährlichsten Geldhäusern zählen auch Citigroup, Bank of America, Goldman Sachs und Morgan Stanley, geht aus einem Bericht des Finanzministeriums hervor. Während deren Systembewertungen sich im Vergleich zum Vorjahr wenig änderten, stieg die Bedrohung, die von Wells Fargo ausgeht, deutlich.

Erstellt wurde der Bericht vom Office of Financial Research (OFR). Das Büro wurde nach der Finanzkrise geschaffen, um die US-Aufsichtsbehörden bei der Lagebeurteilung zu unterstützen.

Die vom Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers 2008 ausgelöste Finanzkrise hat das Risiko, das von systemrelevanten Banken ausgeht, aufgezeigt. Sie sind so groß, dass eine Pleite das ganze System gefährden würde. Deshalb wurden einige Institute – nicht nur in den USA, sondern weltweit – als too big to fail (zu groß zum Scheitern) eingestuft. Das heißt, ihre Insolvenz würde die Volkswirtschaft mit höheren Kosten belasten als ihre Rettung.

Die US-Behörden verlangten daher erstmals 2012 von den Banken detaillierte Pläne zur eigenen Abwicklung. Damit gab es regelmäßig Probleme – bereits in der Vergangenheit wurden Banken für unausgereifte Ideen gerügt. So ist es auch jetzt: Die Finanzaufseher haben die Notfallpläne fünf großer Bankhäuser zurückgewiesen. Die „Testamente“, mit denen die Institute eine für die restliche Finanzwelt risikolose Abwicklung im Fall der eigenen Pleite sicherstellen sollen, seien mangelhaft, hieß es.

Die Notenbank Fed und die Einlagensicherung FDIC forderten JP Morgan, Wells Fargo, Bank of America, State Street und Bank of New York Mellon auf, bis zum 1. Oktober nachzubessern. Die 2015 eingereichten Pläne seien nicht glaubwürdig bzw. würden keine geordnete Abwicklung im Krisenfall gewährleisten.

Insgesamt wurden „Testamente“ von acht als systemrelevant eingestuften US-Großbanken geprüft. Auch bei Goldman Sachs und Morgan Stanley gab es Bedenken. Hier sah nur die FDIC Probleme, während die Fed grünes Licht gab. (ag)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2016)

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