Wie spricht man die Royals eigentlich richtig an? Von Männern wird ein Kopfnicken erwartet, von Frauen ein Knicks. "Your Majesty" ist die korrekte Anrede, im weiteren Verlauf dann "Ma'am".
Seit mehr als 64 Jahren sitzt die Queen auf dem britischen Thron, aber wie man Ihre Majestät korrekt anspricht, darüber herrscht immer noch Unklarheit. Verdienstvollerweise hat das Königshaus jetzt die Aufgabe der Volkserziehung selbst in die Hand genommen und im Internet einen Leitfaden unter der Überschrift veröffentlicht: „Wie verhalte ich mich, wenn ich einem Mitglied der Königsfamilie begegne?“
Die Chancen dafür sind größer, als man glaubt. Mehr als 15.700 Begegnungen mit der Öffentlichkeit verzeichnet die Chronik für die bisherige Regentschaft von Queen Elizabeth, von der Einweihung des Einkaufszentrums bis zur Abnahme der Truppenparade. Zunehmend kann es einem auch passieren, bei vergleichbaren Anlässen Prinz Charles zu begegnen, der erst jetzt, in fortgeschrittenem Alter, Züge der Leutseligkeit erkennen lässt. Wer hingegen noble Londoner Diskotheken besucht, konnte jahrelang den Prinzen William und Henry praktisch nicht entgehen.
Nach drei Uhr früh ein „Dude“
Wie dann aber Eure Königliche Hoheit grüßen und ansprechen? Von Männern wird ein Kopfnicken erwartet, von Frauen ein Knicks. Die Queen spricht man zunächst mit „Your Majesty“ an, im weiteren Gespräch – so es dazu kommt – mit „Ma'am“. Männliche Angehörige des Königshauses tituliert man mit „Your Royal Highness“, danach mit „Sir“. Um drei Uhr früh in der Disco darf man vermutlich auch „Dude“, „Mate“ oder „Buddy“ sagen, da mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden darf, dass der angesprochene Royal 1.) nichts hören kann, 2.) ebenfalls bereits eine lebensbedrohende Menge an Alkohol zu sich genommen hat und daher 3.) selbst bei Nichtzutreffen von 1.) ohnedies nicht mehr erinnerungsfähig ist.
75 Jahre sozialistischer Indoktrination und Gleichmacherei haben aber bedauerlicherweise die Nation bis ins Mark geschwächt, und kaum ein ehrenhafter Konservativer, der dem allgemeinen Verfall die Stirn geboten hätte: So sah sich in diesem Meer der Unwissenheit der stramm monarchietreue „Daily Telegraph“ kürzlich aufgerufen, die Öffentlichkeit darüber aufzuklären, dass die weitverbreiteten Abkürzungen HM (His/Her Majesty) und HRH (His/Her Royal Highness) Bezeichnungen, aber keine Titel sind.
Als Kind trug die Jubilarin den Kosenamen „Lilibet“ – ein Name, den sie angeblich bis heute mag.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2016)