Arbeitsmarkt: Neue Ausländer verdrängen alte Ausländer

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Symbolbild(c) Clemens Fabry
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Schlecht oder gar nicht ausgebildete Arbeitskräfte sind die großen Verlierer am Arbeitsmarkt, sagen Bank-Austria-Ökonomen. Industrien wandern in Länder mit billigeren Löhnen ab.

Die seit fünf Jahren bestehende Öffnung des Arbeitsmarktes in der EU sich laut Bank-Austria-Ökonomen  positiv auf Österreich ausgewirkt: "Die Zuwanderung war sehr wichtig, weil sich auch Arbeitskräftemangel beseitigt hat, zum Beispiel in Vorarlberg", sagte Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl am Montag in einem Pressegespräch.

Sein Kollege Stefan Bruckbauer betonte, dass für den Arbeitsmarkt nicht der Zuzug oder die Öffnung die wesentliche Rolle spielen, sondern die Konjunktur. "Und dort, wo wir Verdrängung vermuten, trifft es hauptsächlich die ausländischen Arbeitnehmer", führte Bruckbauer aus.

Die Öffnung des Ostens und der EU-Beitritt seien "grundsätzlich positiv für Österreich". So habe Österreich Deutschland betreffend Produktivität und Wirtschaftswachstum seit dem EU-Beitritt "spürbar outperformt". Zu den Verlierern der Globalisierung gehören hingegen schlecht oder gar nicht ausgebildete Arbeitskräfte, da Industrien in Länder mit billigeren Löhnen abwandern.

Ausnahme im Handel

Vorarlberg hätte sein Wirtschaftswachstum ohne ausländische Kräfte gar nicht erreichen können. Dort kam es laut Bank Austria "in keiner Branche zur Verdrängung inländischer Arbeitskräfte". In Wien wiederum, wo die Konjunktur nicht so gut war, war der Beschäftigungsanstieg nicht ausreichend, um die Arbeitslosigkeit zu reduzieren.

In erster Linie führt die Arbeitsmarktöffnung den Angaben zufolge in Österreich jedenfalls zum Ersatz anderer Ausländer. "Das heißt, neue Ausländer verdrängen alte Ausländer", so Pudschedl. Das gelte vor allem für Branchen wie den Bau oder den Tourismus. Im Handel treffe die Verdrängung "eher inländische Kräfte".

Seit 2011 acht Prozent mehr Arbeitskräfte

Betreffend Arbeitslosigkeit sei auch die Herkunft der ausländischen Arbeitnehmer relevant. Personen aus Nicht-OECD-Ländern sei in höherer Gefahr, in die Arbeitslosigkeit zu rutschen. Das treffe in Österreich hauptsächlich auf Menschen aus Serbien und der Türkei zu sowie - in nicht so großer Zahl - auf Bulgaren und Rumänen.

Seit 2011 stieg das Arbeitskräfteangebot in Österreich um fast acht Prozent - das war ein Plus von 280.000 Personen. Überdurchschnittlich stark war der Zuwachs in den vergangenen fünf Jahren in den östlichen Bundesländern Wien (plus 10,5 Prozent) und Burgenland (plus 9,9 Prozent). Im Burgenland erhöhte sich die Anzahl der Arbeitslosen um über 30 Prozent.

Auch in den westlichen Bundesländern nahm das Arbeitskräfteangebot im selben Zeitraum überdurchschnittlich zu. Das war aber laut Bank Austria vergleichsweise stärker durch eine größere inländische Erwerbsbevölkerung beeinflusst.

(APA)

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