Österreichs Nationalteam präsentierte sich zwei Wochen vor dem EM-Auftakt noch nicht in Euro-Form. "Ich bin nicht nervös", versicherte Teamchef Koller.
Exakt zwei Wochen vor dem EM-Auftaktspiel gegen Ungarn in Bordeaux am 14. Juni hat Österreichs Teamchef Marcel Koller das Länderspiel gegen Malta als echten Test verstanden. In der Startaufstellung bekamen Heinz Lindner, Markus Suttner und Alessandro Schöpf etwas überraschend ihre Chance zur Bewährung. Das Trio wird im Ernstfall durch Robert Almer, Kapitän Christian Fuchs und David Alaba ersetzt werden. Speziell das Startelf-Debüt von Schalke-Legionär Schöpf (bis zur 64. Minute) wurde mit Interesse registriert, der Tiroler gilt in Frankreich als erste Alternative zu Superstar Alaba. Koller jedenfalls konnte der 22-Jährige schon beim jüngsten Trainingslehrgang in Laax für sich gewinnen. „Ein spielerischer Typ, der variabel einsetzbar ist.“
Schöpf rechtfertigte das in ihn gesetzte Vertrauen, in der 18. Minute ließ er seine individuelle Klasse aufblitzen. Nach feinem Zuspiel von Zlatko Junuzovic drang Schöpf mit hohem Tempo in die Gefahrenzone ein, setzte einen perfekten Haken und schob den Ball durch die Beine von Torhüter Bonello ins Tor. Es war der zweite und zugleich letzte Treffer der Österreicher an diesem Abend, schon in der vierten Minute hatte Marko Arnautovic das 1:0 besorgt. Der 27-Jährige nahm Agius an der Strafraumgrenze den Ball ab und bestrafte die Fahrlässigkeit des Innenverteidigers – Bonello blieb ohne Abwehrchance.
Derartige Geschenke darf man in Frankreich nicht erwarten, auch ist gewiss mit mehr Gegenwehr zu rechnen. Denn Malta, die Nummer 165 der Fifa-Weltrangliste, beschränkte sich fast ausschließlich auf das Verteidigen. Das 0:6 gegen EM-Teilnehmer Tschechien am Freitag hatte zur Vorsicht gemahnt.
Kaum Torchancen
Die Österreicher waren bestrebt, flüssige Kombination darzubieten, sich Tormöglichkeiten zu erspielen – allein es mangelte an der erfolgreichen Umsetzung. Die Präzision im Spiel von Kollers Mannen war längst noch nicht Euro-Reif, 14 Tage vor dem Ernstfall gibt es diesbezüglich noch jede Menge Raum für Verbesserung. Zudem befindet sich mancher Leistungsträger aus der EM-Qualifikation noch auf Formsuche.
Martin Harnik etwa war die Verunsicherung bis zu seiner Auswechslung nach rund einer Stunde anzumerken, das Selbstvertrauen hat bei Absteiger Stuttgart merklich gelitten. Auch war es nicht das Spiel des Marc Janko. Für den Stürmer ging es nach seinem Anfang April erlittenen Muskelfaserrisses im Adduktorenbereich primär darum, wieder Spielpraxis zu sammeln. In der zweiten Halbzeit wechselte Koller kräftig durch, brachte sechs frische Kräfte – am österreichischen Spiel änderte sich aber kaum etwas. „Man hat gesehen, dass es an Genauigkeiten, an Spritzigkeit fehlt. Daran werden wir noch arbeiten, wir haben noch Zeit. Ich bin nicht nervös“, bemerkte Koller.
Dem Selbstvertrauen ebenfalls nicht zuträglich war Alabas Eigentor zum 1:2 in der 87. Minute. Ein Rückpass des Bayern-Legionärs – er soll ein Angebot von Real Madrid vorliegen haben – landete im eigenen Tor. „Ich dachte, Rambo (Özcan, Anm.) steht dort. Ich nehme das auf meine Kappe.“ Auch Alaba ortete Verbesserungspotenzial. „Und ist bewusst, dass wir noch Luft nach oben haben.“
EM ohne Lazaro
Am Samstag wartet in Wien gegen die Niederlande der finale Test vor dem Abflug nach Frankreich. Im Happel-Stadion genauso wenig wie bei der Euro mit dabei sein wird Valentino Lazaro. Koller strich den Salzburger wie erwartet aus dem 23-Mann-Kader für die EM.
ÖFB-Aufstellung
Lindner (46. Özcan) – Klein, Dragovic, Hinteregger, Suttner – Baumgartlinger (46. Ilsanker), Schöpf (63. Alaba) - Harnik (64. Hinterseer), Junuzovic, Arnautovic (46. Sabitzer) – Janko (72.).
("Die Presse", Printausgabe 1.6.2016)