Kurz vor dem Jahrestag des Georgien-Kriegs wurden die russischen Truppen in Südossetien in erhöhte Kampfbereitschaft versetzt.
Moskau/Tiflis (ag., hey). Steht Georgien vor einem neuen Krieg mit Russland? Kurz vor dem Jahrestag der Auseinandersetzungen um die abtrünnigen Regionen Südossetien und Abchasien hat Moskau seine Truppen in Südossetien in erhöhte Kampfbereitschaft versetzt. Das russische Außenministerium begründete diesen Schritt mit „anhaltenden Provokationen“ von georgischer Seite. „Die Lage ist sehr besorgniserregend“, so ein Regierungssprecher in Moskau.
Seit Monaten ist in der Region ein Wettrüsten im Gange. Russland sandte tausende Soldaten nach Südossetien. Tiflis hat im Gegenzug die USA um weitere Waffenlieferungen gebeten. In den vergangenen Tagen kam es an der Grenze zu der von Russland unterstützten Region Südossetien immer öfter zu Schießereien. Georgiens Präsident Michail Saakaschwili forderte nun von den USA und der Europäischen Union ein „klares Zeichen“ an die Adresse Moskaus, um eine Wiederholung des militärischen Konflikts zu verhindern.
Wer provoziert wen?
Die Vorwürfe, Georgien provoziere selbst einen neuen Konflikt, werden in Tiflis bestritten. Das russische Verteidigungsministerium drohte dennoch, bei „weiteren Provokationen“ mit „allen Mitteln“ zu reagieren. Vertreter der EU-Beobachter-Mission, die auf der georgischen Seite an der Grenze zu Südossetien patrouilliert, wollten die Vorwürfe, Südossetien sei von georgischer Seite beschossen worden, nicht bestätigen. Doch was wirklich im Grenzbereich passiert, können auch die EU-Beobachter nicht vollständig erfassen, denn die Regierung in Zchinwali verweigert ihnen den Zugang zu der abtrünnigen georgischen Provinz, die nach dem Krieg im August 2008 von Russland und Nicaragua als Staat anerkannt wurde.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.08.2009)