Ein Jahr nach dem Georgien-Krieg warnt Militärexperte Pawel Felgenhauer vor einem neuen Waffengang. Russlands Vizegeneralstabschef streitet nach Scharmützeln an Südossetiens Grenze den Angriffsplan ab.
Vor einem Jahr, in der Nacht vom 7. auf den 8. August, schlugen georgische Granaten in Zchinwali, der Hauptstadt der abtrünnigen Provinz Südossetien, ein. Das war der Beginn des Georgien-Kriegs. Die russische Armee schlug massiv zurück. Sie besetzte nicht nur Südossetien und Abchasien, sondern auch Teile des georgischen Kerngebiets.
Nach fünf Tagen vermittelte die EU eine Waffenruhe. Um Abchasien und Südossetien endgültig von Georgien loszulösen, anerkannte Moskau die Provinzen als eigenständige Staaten. Diesem völkerrechtlich nicht akzeptierten Schritt folgte bisher lediglich Nicaragua.
Ein Jahr nach den Kampfhandlungen steigt die Nervosität wieder. In der vergangenen Woche kam es an der südossetischen Grenze zu Schießereien. Russland und Georgien wiesen einander die Schuld zu.
Der Kreml-kritische russische Militärexperte Pawel Felgenhauer warnt nun im „Presse“-Gespräch, ein neuer Georgien-Krieg könne „jeden Tag“ ausbrechen. Es gebe Anzeichen für einen russischen Angriff auf einen strategisch wichtigen Flughafenkomplex östlich der georgischen Hauptstadt Tiflis. Ziel sei der Sturz des georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili, der sein Land in die Nato führen will. Felgenhauer hat schon den letzten Georgien-Krieg prophezeit.
Russlands Vizegeneralstabschef Anatoli Nogowizyn dementiert. „Wir haben keine Pläne, in Georgien einzumarschieren. Sollte Georgien jedoch eine Offensive in Südossetien wagen, käme das einem politischen Selbstmord gleich.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2009)